Er wollte stark sein, ein echter Wikinger-König eben: Olav Haraldsson, aus dem die Nachwelt “Olav den Heiligen“ machen sollte. Mit Waffengewalt wollte dieser ungestüme Herrscher die nordischen Stämme zum Christentum bekehren. Er selber war ja erst wenige Jahre zuvor Christ geworden, aber doch ein Mann des Kampfes geblieben. Ein machtvoller Anführer. Aber im Jahr 1030 kam es zur Schlacht bei Stiklestad, und Olav starb im Kampf. Damit waren seine Missionsversuche gescheitert.

Doch schon bald verbreitete sich die Nachricht von Olavs Auferstehung und Wundern am Ort seiner Grablegung, dem heutigen Trondheim. Aus dem gesamten Wikingerreich machten sich die Menschen auf den Weg zu Olavs Grab und zur nahe gelegenen Quelle. Dort ließen sich viele taufen.

Waffengewalt und Drohungen hatten also keine Überzeugungskraft gehabt. Doch der gewaltlose Glaube an einen Gott, der Tote auferwecken kann wie Christus und vermeintlich auch Olav, ein Gott, der stärker ist als der Tod, der hatte eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Gewiss hat Snorre, der Saga-Schreiber, bei Olavs Geschichte kräftig mitgedichtet, aber nur, weil er selbst von der Geschichte Jesu Christi fasziniert war.

Bis heute bleibt Olav ein merkwürdiger, aber auch ziemlich moderner Heiliger: einer, der nicht durch seine weiße Weste glänzt, sondern durch Gottes Gnade, die auf Menschen mit ihren Stärken und Schwächen setzt. Ob die Norweger Christen geblieben wären, wenn Olav militärisch gesiegt hätte? Wohl kaum. Glaube mit Druck und Gewalt verbreiten zu wollen, das kann nur scheitern.

Vielmehr nutzt Gott Niederlagen und Grenzen, um durch sie etwas völlig Neues wachsen zu lassen. Das erleben auch die heutigen Pilger, die auf dem Olavsweg nach Trondheim ziehen. Olav wurde eben nicht aufgrund seiner eigenen Leistung als Heiliger verehrt, sondern weil Gott an ihm gewirkt hat. Und so weist der Heilige Olav, der an diesem Mittwoch, seinem Todestag, in ganz Nordeuropa gefeiert wurde, trotz allem zuerst auf Christus.

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