Sächsisch im hohen Norden: Der Klub will Projekte in Sachsen begleiten. Zum Beispiel die Waldschlösschenbrücke in Dresden.

Hamburg. Man kann sich das so vorstellen wie bei Asterix und den Römern. Das ganze "Sagebiels Fährhaus" an der Blankeneser Hauptstraße ist von Hamburger Urgesteinen besetzt. Der Blick geht weit über die Elbe, Segelboote liegen ruhig auf dem Wasser. Auf der Terrasse wird geschnackt und geklönt. Doch wirklich im ganzen Fährhaus? Nein! An einem Tisch weht die sächsische Fahne, grün-weiß in den Landesfarben, mit dem Wappen in der Mitte. Es wird getratscht und gequatscht. Wie ein gallisches Dorf im Reich der Römer.

Dagmar Winklhofer-Bülow ist designierte Vorsitzende des ersten Sachsenklubs Hamburgs. Sie begrüßt jedes Mitglied zum Gründungstreffen mit einem energischen "Daach!". Dann fängt sie an zu kichern und blickt verschmitzt in die Runde. Irgendwie fühlt es sich noch ein wenig fremd an, das Sächsisch im hohen Norden. Zum Glück sind alle Mitglieder im Sachsenklub zweisprachig.

Dann aber ist sich Winklhofer-Bülow wieder sicher: "Wir sind Sachsens beste Exportschlager", sagt sie. Der Klub will netzwerken und Projekte in Sachsen begleiten, wie zum Beispiel die Waldschlösschenbrücke in Dresden. Sie wollen Zeitzeugen zum Mauerfall einladen und ihre neue und alte Heimat verbinden. Das Wort "Botschafter" macht die Runde.

Gegenüber von Dagmar Winklhofer-Bülow sitzt Arne Platzbecker. Er kontrolliert die Ausweise - denn nur wer in Orten wie "Drääsdn", "Leipzsch" (einsilbig) oder "Zwiggau" geboren ist und in "Hambursch" lebt, darf Mitglied im Sachsenklub werden. Was folgt, ist gleich der erste Höhepunkt: das offizielle Schreiben des sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich. Der Landeschef grüßt die Sachsen fern der Heimat mit den Worten von Theodor Fontane: "Die Sachsen verdanken das, was sie sind, nicht ihrer Gemütlichkeit, sondern ihrer Energie."

Was der Ministerpräsident damit anstößt, ist ein historischer Exkurs am Tisch des Sachsenklubs über die großen Erfindungen der Sachsen: Die Nähmaschine, sogar den Fernseher und übrigens auch den Büstenhalter habe man erfunden.

Demnächst wird im Sachsenklub auch über Kunst geredet: Der in Leipzig geborene Maler Walter Eisler hat die Gruppe eingeladen in sein Atelier, das er seit einiger Zeit in Hamburg hat. Übrigens, sagt Dagmar Winklhofer-Bülow stolz, werde er ein Logo für den Sachsenklub malen. Wenn sie von der Terrasse am Fährhaus blickt, hat sie auch schon eine Idee für ein Motiv: die Elbe. 600 Kilometer stromaufwärts liegt Dresden.