“Meine Unabhängigkeit war mir immer wichtig“, sagt Dr. Jann Meyer-Abich (62). Er hat sie erreicht. Als Präsident des Rechnungshofs wacht er über die Finanzen seiner Heimatstadt Hamburg und ist dabei, wie zuvor als Richter, niemandem untertan.

Wenn er sagt, dass er "etwas für die Gesellschaft tun möchte", untermauert er das auch in der Praxis - zum Beispiel, indem er kostensparend und klimaschonend mit dem Fahrrad ins Büro am Gänsemarkt fährt.

Seine Söhne (34, 32) machen es auch so, und im Urlaub in der Holsteinischen Schweiz wird natürlich auch geradelt. Mögliches Ziel: Eutin. Dort stellt Ehefrau Karen, mit der Jann Meyer-Abich seit 39 Jahren verheiratet ist, gerade ihre Bilder aus. Und wenn das Wetter nicht mitspielt, ist Zeit für Religionsgeschichte, das Hobby des Juristen. "Die Entstehung des Monotheismus, die Geschichte des Judentums, das möchte ich erforschen, wenn ich im Ruhestand bin", sagt Meyer-Abich.

Neugierde wurde dem ältesten von fünf Kindern eines Marineoffiziers schon früh mitgegeben. Von 1950 bis 1957 lebte die Familie in El Salvador, dort sind die Strände schwarz. "Als meine Eltern erzählten, dass es in Deutschland weißen Sand gibt, habe ich das nicht geglaubt."

Zurück in Hamburg hat er sich von der Richtigkeit der Aussage überzeugt. Ganz unabhängig.