Vor knapp zwei Jahren mussten Ulrike und Edo G. noch einmal von vorn anfangen - jedenfalls was ihr Einfamilienhaus in Rissen betrifft.

Hamburg. Das Paar wollte einen weiteren Raum an dem Gebäude an der Straße Windfeld anbauen lassen, doch dazu kam es nicht mehr. Ein Bauarbeiter stieß im Oktober 2007 mit seiner Baggerschaufel auf eine Gasleitung und löste eine verheerende Explosion aus. Das Haus wurde vollständig zerstört. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Der Schaden: 100 000 Euro.

Vor dem Amtsgericht Blankenese mussten sich nun die beiden Männer verantworten, die die Explosion herbeigeführt haben sollen: Der Diplom-Ingenieur Stephan E. (42) und der Maurermeister Gerd F. (43) sollen es versäumt haben, sich über die Gasleitungen unter der Erde zu erkundigen beziehungsweise gegenseitig zu informieren. In der Folge sei der ahnungs- und schuldlose Baggerführer Hauke H. auf die Gasleitung gestoßen und habe sie mit der Schaufel zerbrochen. Die Anklage lautete auf fahrlässige schwere Brandstiftung. Überraschenderweise stellte der Richter das Verfahren jedoch gegen Auflagen ein. Stephan E. muss 2500 Euro bezahlen, Gerd F. 1000 Euro. Das verheerende Fehlverhalten der Angeklagten war dennoch nicht von der Hand zu weisen. Der Richter sprach vorsichtig von "verschlankter Handhabe" der Männer, gepaart mit Pech. Stephan E., damaliger Bauleiter, hatte Gerd F. mit der Ausführung der Aushubarbeiten beauftragt, ohne ihn über die Gasleitungen aufzuklären. Gerd F. sollte vorher noch die Kellerhöhe ausmessen. "Ich dachte, er würde die Leitungen im Keller sehen", sagte Stephan E. gestern dem Richter. Gerd F. hingegen behauptete, Stephan E. gefragt zu haben, ob es Gasleitungen gibt. Stephan E. soll geantwortet haben: "Nicht dass ich wüsste." Statt zu prüfen, ob es tatsächlich keine Gasleitungen gibt, begann der Maurer zwei Tage später, mit dem Baggerführer die Erde auszugraben. Seine Begründung: "Die Eheleute waren immer schon früh weg, wir kamen nicht in den Keller."