Verdacht

"CDU will Neuwahlen - Koalition in Kiel am Ende", Hamburger Abendblatt, 16. Juli

Gründe für die Beendigung der Koalition in Kiel gab es schon recht häufig, und sie wären auch glaubhafter gewesen als das, was Carstensen nun erzählt. Das hat ein Geschmäckle - und zwar offensichtlich. Natürlich liegt der wahre Grund in der skandalösen Zuwendung an Herrn Nonnenmacher von der HSH Nordbank über 2,9 Millionen Euro, die Herr Carstensen - mit oder ohne Wissen von Stegner - gemeinsam mit dem Hamburger Finanzsenator Freytag zu verantworten hat. Der Vorgang bedarf unbedingt der lückenlosen Aufklärung, und die sollte auch nicht durch die Auflösung eines Parlaments verhindert werden. Die Zahlung an Herrn Nonnenmacher stinkt zum Himmel, da die Verträge mit ihm erst unterschrieben wurden, als bereits bei Empfängern von Bundeshilfe die Begrenzung der Bankenvorstandsbezüge auf 500 000 Euro festgeschrieben war und es klar war, dass es auch bei der HSH Nordbank so erfolgen würde. Eigentlich müssten alle Verursacher dieser HSH-Misswirtschaft, die auf Kosten der Steuerzahler ging, schon längst fristlos rausgeworfen werden. Ein Politiker mit einem winzigen Rest an Ehrgefühl würde sich auch so verhalten. Da nun offensichtlich durch die Aufkündigung der Koalition in Kiel der Untersuchungsausschuss vermieden werden soll, so steht der Verdacht im Raum, was soll alles durch die Sonderzahlung an Nonnenmacher unter den Teppich gekehrt bleiben und nicht das Auge des Wahlvolkes erblicken? Es besteht offensichtlich große Furcht bei den Regierenden in Hamburg und Schleswig-Holstein, dass die Vorgänge geklärt werden. Hoffentlich merkt dies der Wähler.

Dr. Wilfried Krull, Drage

Streithähne

CDU-Ministerpräsident Carstensen will das Bündnis mit den Genossen aufkündigen. SPD-Landeschef Stegner will das nicht. Die Streithähne machen, was sie wollen - und das auf Steuerzahlerkosten. Egal, ob CDU oder SPD regieren: Viel zum Guten hat sich in Schleswig-Holstein hinsichtlich der politischen Kultur im Lande nicht gewendet. Neuwahlen werden nach der Stimmungslage der gerade regierenden Politiker festgelegt, und die Buchstaben der Landesverfassung werden mit höflicher Nichtachtung gestraft. Das Wählervotum interessiert dabei schon lange nicht mehr. Da bleibt als Lösung für den Dauerstreit in der Regierungskoalition in Schleswig-Holstein nur eine vom Dichter Brecht vorgeschlagene Lösung:

"Es wäre besser, die Regierung setzte das Volk ab und wählte sich ein neues."

Albert Alten, per E-Mail

Kritische Maßstäbe

"UKE-Chef Debatin wegen Pannenserie unter Druck", Hamburger Abendblatt, 15. Juli

Wenn ich die gleichen kritischen Maßstäbe des HSV-Aufsichtsrats Debatin an Ex-HSV-Sportchef Beiersdorfer (Abendblatt, 27.6.) beim UKE-Vorstandsvorsitzenden anlege, müsste ich ihm wohl "das gleiche Amtsverständnis wie Herrn Beiersdorfer" unterstellen und ihn für "ebenfalls nicht tragbar" halten. "Voraussetzung für Erfolg" sind "Transparenz und Kritikfähigkeit", nicht "Starrsinnigkeit zur Unzeit" und "fehlverstandene Vorstellung von gemeinsamer erfolgreicher Vorstandsarbeit". Insofern wünsche ich dem Aufsichtsrat des UKE (und den übergeordneten Kontrollinstanzen) das nötige "Selbstbewusstsein", "die gleiche Messlatte für alle Mitglieder des Vorstands" anzulegen, die "Arbeit des Vorstands(chefs) zu hinterfragen" und auf "verfehlte Zielvorgaben" zu überprüfen, den "Vorstands(chefs) an Ergebnissen zu messen" und "nur die Leistung der Vorstandsbereiche zu zählen". Denn das UKE, dessen "Seele sich über Tradition, Fans (= Patienten), Mannschaft (= ärztliches, pflegerisches und technisches Personal) und (medizinische) Erfolge definiert", "möchte wissen, mit wem es in der nächsten Saison die hochgesteckten Ziele erreichen soll". Zum erfolgreichen Chef von "Europas modernstem Klinikum" bedarf es jedenfalls mehr als eine öffentliche Omnipräsenz.

Christoph Koch, per E-Mail

Ein Bild machen

Athos: "Im sagenhaften Reich der Mönche", Hamburger Abendblatt, 14. Juli

Einen tollen Bericht hat uns der Autor über die "halbwegs verbotene" Halbinsel präsentiert. Ich wusste schon einiges über die Mönchsrepublik in Griechenland, konnte mir aber nicht recht vorstellen, wie es dort aussehen könnte, landschaftlich wie politisch. Nun kann ich mir ein ungefähres Bild davon machen.

Nick Eggers, per E-Mail

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