Domenica Niehoff, die am 12. Februar im Alter von 63 Jahren gestorben war, hat jetzt einen Grabstein.

Seit gestern Mittag erinnert eine rund 80 Zentimeter hohe Stele aus Sandstein im "Garten der Frauen" auf dem Ohlsdorfer Friedhof an die bekannteste Hure Hamburgs. In der Mitte ist ihr Gesicht abgebildet - als porzellanfarbenes Medaillon.

Das gemeißelte Bild in ovalem Rahmen sieht aus wie eine Brosche. "Wie aus weißer Schokolade", sagt Dominik Pawlowski, eine Freundin der Prostituierten, die gestern Domenicas Grab besuchte. "Das gefällt mir nicht, ihre Haare sollten schwarz sein." Schön findet Pawlowski dagegen die zwei Ranken aus kleinen roten Herzen, die sich um die Stele ziehen. "Sie sollen Domenicas großes Herz symbolisieren", sagt Bildhauer Bert Ullrich Beppler. "Und das Blatt oben auf der Stele steht für die schwere Arbeit, die sie geleistet hat."Anstelle der schlichten Säule hätte Tomi Ungerer, Künstler und langjähriger Freund Domenicas, gerne ein aus zwei Brüsten geformtes Herz auf dem Grab errichtet. Der Entwurf war schon fertig. Ein solcher Grabstein sei aber nie im Gespräch gewesen, sagt Domenicas Wegbegleiter, der Fotograf Günter Zint. Auch die Friedhofsverwaltung erfuhr von dem busenförmigen Entwurf erst aus den Medien.

Das Medaillon auf der Stele war die Idee von Rita Bake, Vorsitzende des Vereins "Garten der Frauen": "Zu der Fotografin Bettina Flitner hat Domenica einmal gesagt, sie wolle hochgeschlossen abgebildet werden."

Dreieinhalb Wochen lang hat Steinmetz Bert Ullrich Beppler an der Stele gemeißelt - ohne Bezahlung. Beppler: "Ich habe Domenica sehr bewundert. Mit dem Grabstein will ich ihr Lebenswerk würdigen."