Rein statistisch wird etwa jede dritte Nacht im Schanzen- und Karoviertel die Scheibe eines Geschäfts oder Restaurants eingeschlagen - vermutlich von linksautonomen Politrabauken, die sich als Avantgarde gegen eine sogenannte Latte-Macchiatoisierung eines alternativen Viertels wähnen.

Die, die sich selber wahrscheinlich als eine Art Vorhut einer wie auch immer gearteten Revolution sehen, sind in Wirklichkeit eher die Nachhut - und zwar eine, die gesellschaftspolitische Veränderungen nicht mitbekommen hat. Im "Café unter den Linden", wo früher Hamburgs Linke beim Schach entweder über den nächsten Zug der Weltrevolution nachdachte oder über einen kühnen Damentausch sinnierte, wird heute allenfalls über die Abschaffung von Hartz IV diskutiert.

Die Stadtentwicklungsgesellschaft und die Bezirke haben rund um Schulterblatt und Marktstraße eine zuweilen kontrovers diskutierte, aber im Endeffekt ebenso behutsame wie moderne Sanierungspolitik betrieben. Es wurden, im gesunden Mix, sowohl Sozial- als auch Eigentumswohnungen gebaut. Die Schanze ist dabei, eine Art Ottensen zu werden, wo sich Werbe-Agenturen ebenso wohlfühlen wie einst alternative Lehrer oder Junganwälte.

Das muss auch in der Schanze möglich sein. Manches kleines Geschäft ist dort früher nicht etwa weggezogen, weil die Inhaber von Miethaien vertrieben wurden, sondern weil sie vor Drogenhandel und Gewalt flüchteten.

Auch für die Altlinken gilt: Steinewerfer sind Straftäter. Solidarität wird sparsam dosiert - etwa wenn die Polizei ritualhaft statt in Hundert- gleich in Tausendschaften auffährt und die Knüppel allzu schnell und heftig aus dem Sack fährt. Das nennt man dann die Spirale der Gewalt. Die nützt weder einem alternativen Biotop noch dem Rechtsstaat.