Das Einzelzimmer kostet 25 Euro, ein Doppelzimmer 50 Euro. Die Hamburger Wohnungsinhaber sind derweil meist selbst verreist, wenn die Touristen kommen.

Hamburg. "Ausgebucht", hieß es am anderen Ende der Leitung. "Kein Bett mehr frei", hörte Patrick Enders (28) immer wieder, während er in Aachen in seiner Studentenbude saß. Das verlängerte Wochenende in Hamburg, der Ausflug mit seinen Freunden, würde wohl ausfallen müssen, dachte er. Bis ein Herbergsvater meinte: "Wir haben auch nix mehr. Aber rufen Sie doch mal den Henning an."

Der Henning heißt mit Nachnamen Bunte und vermittelt Urlaub in Privatwohnungen. Seit drei Jahren, seit im Fußball-Sommer 2006 die Welt zu Gast bei Freunden war. Und auch in Henning Buntes Altbauwohnung in St. Pauli. "Ich habe damals eines meiner Zimmer untervermietet, die Nachfrage war riesig", sagt der 36-Jährige. Immer mehr Gäste kamen - und Henning Bunte kam eine Geschäftsidee: Er kündigte seinen Job in einer sozialen Einrichtung, gründete das St. Pauli Tourist Office ( www.pauli-tourist.de ) und wurde Herbergsvater. Etwa 25 Privatwohnungen, die meisten davon in unmittelbarer Nähe zum Kiez, vermittelt Henning Bunte mittlerweile an Touristen. Mit Erfolg. "Über Feiertage und an den meisten Wochenenden sind die Zimmer vergeben", sagt Bunte.

Die Gäste reisen aus dem gesamten Bundesgebiet an, zehn Prozent sogar aus dem Ausland. "Leute, die zu uns kommen, wollen keine Abfertigung an einer Rezeption, sondern Kontakt zu Einheimischen", sagt Bunte. Auch wenn die eigentlichen Bewohner oft selbst verreist sind, wenn die Gäste kommen.

"Hier wohnt wohl eigentlich ein Ehepaar mit Kind", sagt Patrick Enders, während er mit fünf Freunden in einer Wohnküche sitzt. Die Einrichtung der etwa 90 Quadratmeter großen "Urlaubs-Wohnung" im Schanzenviertel sei "echt geschmackvoll", sagt Chris Dürr (29). "Das Beste ist, dass wir zu sechst hier wohnen können", sagt Burce Yalcin (22). "Das gibt es in keinem Hotel, und schon gar nicht zu diesem Preis."

25 bis 30 Euro kostet ein Einzelzimmer, etwa 50 Euro das Doppelzimmer - inklusive 20 Prozent Provision für Henning Bunte. "Ich muss die Wohnungen vorher begutachten", sagt er. Nachschauen, ob sie sauber sind. Ob pro Gast zwei Handtücher und Bettwäsche bereitgelegt sind und ob im Schrank ein Fach für die Gäste freigeräumt worden ist. "Meist stellen die Bewohner private Dinge in ein abgeschlossenes Zimmer", sagt Bunte. Bedingung sei, dass Küche und Bad genutzt werden dürften. "Bisher habe ich noch nie schlechte Erfahrungen mit Gästen gemacht", sagt Bunte. Weder seien Wohnungen verwüstet oder Gegenstände gestohlen worden. Im Gegenteil. "Die meisten stellen ihren Gastgebern vor der Abreise einen Blumenstrauß hin oder schreiben einen Dankesbrief."

Über einen solchen hat sich auch schon Ralph Koenzen (41) gefreut. Drei- bis viermal im Monat vermietet der Unternehmer ein Zimmer seiner 78 Quadratmeter großen Altbauwohnung im Karoviertel. "Mit dem Marathonläufer, der sich bei mir eingemietet hatte, habe ich am Vorabend des Laufs noch gemeinsam Nudeln gekocht", sagt Koenzen. "Es ist wie Trampen im eigenen Wohnzimmer", sagt er. "Ich lerne neue Leute kennen, ohne mich zu bewegen." Am Wochenende bewegt er sich aber auch mal weg - nach Köln. Hotelzimmer? "Brauche ich nicht", sagt er. "Ich wohne bei einem Paar, das sich im April bei mir eingemietet hatte."