Die ehemaligen Bundesminister Rita Süssmuth und Renate Schmidt forderten gestern im Rahmen eines Gesundheitskongresses im Hotel Grand Elysee an der Rothenbaumchausse mehr Familienfreundlichkeit von deutschen Unternehmen.

"Ein Unternehmen, das es verpasst, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen, wird bestraft", sagte die ehemalige Familienministerin Süssmuth.

"Familie - Beruf - Gesundheit: Soziale Verantwortung der Unternehmen und Eigenverantwortung der Mitarbeiter" lautete das Thema des Kongresses, zu dem das Fürstenberg-Institut, ein Dienstleister für Gesundheitsberatung von Unternehmen, eingeladen hatte. Von den mehr als 150 Konferenzteilnehmern aus der Wirtschaft waren 46 Prozent männlich, für eine Konferenz über Familienthemen eine erstaunliche Zahl. Renate Schmidt, von 2002 bis 2005 Familienministerin, freute sich darüber: "Es muss sich endlich die Erkenntnis durchsetzen, dass Kinderlosigkeit in Deutschland nicht nur ein Problem der Frauen ist. Männer kriegen nämlich auch nicht mehr Kinder!"

Schmidt forderte die deutschen Unternehmen auf, berufstätige Mütter stärker zu fördern. In der Wirtschaft herrsche noch zu oft die Ansicht vor, dass die Familie Privatsache sei und nicht in den Verantwortungsbereich des Arbeitgebers falle. Nach ihrer Rede erhielt Renate Schmidt begeisterten Applaus.

Der Veranstalter des Kongresses beklagte die aufgrund der Wirtschaftskrise geringe Teilnehmerzahl. Rita Süssmuth zeigte dafür wenig Verständnis: "Viele Firmen meinen, dass Familie ein Thema für bessere konjunkturelle Zeiten ist. Aber gerade jetzt wird deutlich: Wer eine sichere Zukunft will, muss in Menschen investieren."