Die dienstälteste Radioshow der Welt feiert Jubiläum. Seit 1929 läuft die maritime Mischung aus Musik und Interviews am frühen Sonntagmorgen - jetzt sogar in Afrika und Australien.

Hamburg. Sonntag - für viele der Tag zum Ausschlafen. Aber nicht für alle. Es gibt Menschen, die stellen sich den Wecker Sonntag früh auf eine Zeit, zu der sie nicht einmal in der Woche aufstehen. Denn sie wollen um fünf Minuten nach sechs das Hafenkonzert hören, eine zwei Stunden lange Mischung aus Musik von der Küste sowie Reportagen und Interviews. Jetzt wird die Sendung 80 Jahre alt. Sie ist die älteste bestehende Radioshow der Welt.

Man schrieb das Jahr 1929, es gab in Hamburg gerade erst fünf Jahre lang einen Rundfunksender unter dem Namen Nordische Rundfunkgesellschaft AG (Norag), da hatte deren Intendant Hans Bodenstedt eine besondere Idee. Aus der Hafenstadt Hamburg sollte eine Sendung für und über die Seefahrt ausgestrahlt werden. Seinem Mitarbeiter Kurt Esmarch gab er deshalb den Auftrag: "Schaffen Sie eine Sendung, die nach Tang und Teer riecht, eine Sendung, in der die See zu den Hörern spricht. Schaffen Sie eine einmalige Sendung für den frühen Sonntagmorgen!"

Kurt Esmarch war begeistert. Als Journalist war er Autodidakt, dafür zählte er nach seiner Dienstzeit bei der Kaiserlichen Marine selbst zu jenen Männern, die sich der See verschrieben hatten. Jahrelang hatte Esmarch an seiner Seite einen Mann mit ausladenden Körpermaßen und dem Spitznamen "wandelnde Bruttoregistertonne": Karl Herbert, der sich gern mit dem Titel "Käpp'n Herbert" schmückte, bereicherte die Sendung mit kurzweiligen maritimen Geschichten. 35 Jahre lang gestaltete Esmarch das Hafenkonzert, seine letzte Sendung kam im März 1964 aus der Davidwache auf St. Pauli.

Das Hafenkonzert blieb auch für die nachfolgenden Reporter immer eine Herausforderung. Dazu zählen bekannte Namen wie Hannes Schlünz, Herbert Fricke, Hermann Rockmann, um nur einige zu nennen. Immer waren sie der Seefahrt und dem Hafen verbunden, so wie Kurt Grobecker, der Pressesprecher des Hamburger Hafens war, bevor er zum NDR wechselte. Heute ist er im Ruhestand, lebt am Elbufer und erinnert sich gern an die Jahre beim Hafenkonzert, beispielsweise an die Reportagen aus ausländischen Häfen, die ihn bis nach China führten. Heute ist Gerd Spiekermann für die Sendung verantwortlich. Als technische Herausforderung empfindet er noch heute direkte Übertragungen von Bord, trotz aller modernen Technik. Dabei erinnert er sich an ein Seefunkgespräch mit Arved Fuchs auf seinem Forschungsschiff "Dagmar Aaen": "Das Gespräch muss angemeldet werden, dann hörst du das Rauschen wie früher. Da sind die Leute immer noch gespannt. Klappt das? Die Techniker sagen immer wieder, Hafenkonzert macht Spaß, weil wir da alles rausholen müssen, was wir können." Heute wird es nicht mehr live gesendet, sondern vorproduziert. Viermal pro Jahr sind Zuhörer im Schulauer Fährhaus dabei, zehnmal im Internationalen Maritimen Museum in der Speicherstadt.

Die Verbundenheit der Hörer mit dem Hafenkonzert ist eng und reicht weit über das Sendegebiet des NDR hinaus. Gerd Spiekermann: "Wir bekommen immer wieder Besuch von Hörern aus Namibia und Australien. Dort gibt es Partnersender, die unser Hafenkonzert übernehmen. Wenn die Sendung in Namibia läuft, steht das Leben in der deutschen Gemeinde still."

Die Jubiläumssendung wird am Sonntag um 6.05 Uhr auf NDR 90,3 gesendet.