“Gott sei Dank, es ist Sonntag.“ Vielleicht erinnern Sie sich an das eingängige Motto, mit dem die evangelische Kirche vor einigen Jahren auf zahllosen Plakaten für den Schutz des Sonntags geworben hat.

Ein Tag in der Woche ohne Hektik, Druck und Lärm. Ein freier Tag für alle, nicht nur für einen Teil der Gesellschaft. Schon in der Bibel wird darauf hingewiesen, dass auch die Fremden und sogar die Tiere am siebten Tag nicht arbeiten sollen. Wir brauchen Unterbrechungszeiten und Feiertage, die uns aus dem Trott der Arbeit herausnehmen, damit wir uns erholen und zur Besinnung kommen können, allein und mit anderen zusammen, in der Natur, Gottes Schöpfung, und bei Begegnungen mit Kultur und Kulturen.

Wer sich nur in Arbeit und Alltag vergräbt wie ein Maulwurf, gerät in Gefahr, sich zu verlieren, und kann die Vielfalt des Lebens kaum mehr wahrnehmen. Wie ein Klavier nachgestimmt werden muss, so auch unser Sinn für Schönes und Schweres, für Ungewohntes und Herausforderungen, für Ruhe und Stille. Und auch der für die Menschen um uns, ob Fremde oder Vertraute.

Zwar leben die meisten heute nicht mehr nach den alten sonntäglichen Ritualen, aber sie haben ihr Gespür bewahrt, dass der Sonntag ein besonderer Tag und zu schützen ist. Das gilt für Menschen jeglicher Nationalität, jeglicher Religionszugehörigkeit. Das gemeinsame Pausieren verbindet.

"Gott sei Dank, es ist Pfingsten" - mit zwei freien Tagen, mit Zeit für Gottesdienste, für Belebung von Leib und Seele, für gemeinsame Unternehmungen. Wir Christen feiern an diesen Tagen das Kommen des Heiligen Geistes, lassen uns inspirieren von biblischen Friedensworten und bitten um den Geist der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der Hoffnung. Wir bitten um Ermutigung, aber auch um Gottes Kritik.

Die Ausgießung des Heiligen Geistes geschah nicht nur damals in Jerusalem. Sie ereignet sich weiter und wieder. Sie erinnert uns daran, mehr auf Gottes Gaben und Worte zu setzen, als auf Vergängliches zu trauen, auf "stolzer Menschenkinder Künste und Luftgespinste" (Matthias Claudius).

Gottes Geist weht, wo er will, kritisch und liebevoll. Dafür steht das Pfingstfest. "Gott sei Dank!"

bischoefin.jepsen@nordelbien.de