Über die endgültige Blickrichtung wird zwar noch nachgedacht. Dennoch wurde das Brahms-Denkmal vor dem BrahmsQuartier zwischen Caffamacherreihe und Kaiser-Wilhelm-Straße gestern offiziell enthüllt, mit Musik, warmen Worten und kalten Getränken.

Nahe seinem alten Standort erinnert die Granit-Stele seit gestern wieder daran, dass der Komponist im früheren Gängeviertel geboren wurde. Das Datum ist kein Zufall: Am 7. Mai 1833, vor 176 Jahren, kam Brahms hier zur Welt. Das Ausmaß der Würdigung entsprach allerdings der längst historisch berüchtigten Niedrigschätzung für den Ehrenbürger: Weder Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) noch Generalmusikdirektorin Simone Young, künstlerische Leiterin des auch Brahms gewidmeten "Ostertöne"-Festivals, oder zumindest ein Abgesandter der am Johannes-Brahms-Platz gelegenen Laeiszhalle ließen sich beim Feierstündchen in der Nachbarschaft sehen. Die Frage "Lieben Sie Brahms?" ist für manche also nach wie vor nicht ganz einfach zu beantworten. Zudem war diese Wiederenthüllung des 1971 erstmals aufgestellten Denkmals nicht das einzige Jubiläum, das leicht verstolpert wurde: Am gestrigen Datum, aber vor 100 Jahren, erhielt das Brahms-Denkmal von Max Klinger seinen Ehrenplatz im Brahms-Foyer der Laeiszhalle. Die Verantwortlichen dort waren an einer Aufarbeitung der elfeinhalbjährigen, nicht peinlichkeitenfreien Vorgeschichte dieses Marmordenkmals nicht allzu interessiert, hieß es im Johannes-Brahms-Museum. Wer wissen möchte, wie es der Kunsthallendirektor Alfred Lichtwark schaffte, hanseatische Bedenkenträger geduldig und clever auszutricksen, kann dies ab dem 10. Mai an der Peterstraße 39 in der kleinen Sonderausstellung "... brillant aufgestellt" erfahren. (jomi)