Es war eine Mischung aus den Wirren deutscher Bürokratie und eigener Nachlässigkeit, die den Marokkaner Yassir Miloudi in die Bredouille brachte.

Weil der 24-Jährige sein Studentenvisum nicht verlängerte und Behörden ihn anscheinend falsch beraten haben, soll er Deutschland verlassen. Diese Notlage habe sich der Verfassungsschutz zunutze gemacht. "Ein Mitarbeiter warb mich an, um in der linken Szene Informationen zu beschaffen." Im Gegenzug sei ihm zugesichert worden, für einen legalen Aufenhaltsstatus und einen Studienplatz zu sorgen. Doch in wenigen Tagen droht die Abschiebung. "Ich fühle mich vom Verfassungsschutz ausgenutzt", sagt Miloudi.

Der Verfassungsschützer, der sich "Nils" nannte, habe dem 24-Jährigen in der Ausländerbehörde das verlockende Angebot gemacht. Miloudi war dort im Dezember 2007 gelandet, nachdem festgestellt worden war, dass er sich illegal in Deutschland aufhielt. "Ich wollte nur, dass mir jemand hilft. Deshalb wurde ich ein Agent."

Bereits wenige Tage später erteilte "Nils" ihm den ersten Auftrag. Er solle in die Rote Flora gehen und in die linke Szene eintauchen. Die Treffen mit seinem Kontaktmann "Nils" hätten wöchentlich stattgefunden. Der Beamte rief ihn auf dem Handy an und beorderte ihn zu Treffpunkten. Mal auf einen Parkplatz am S-Bahnhof Wandsbeker Chaussee, einen Parkplatz am Berliner Tor, in die HafenCity oder in eine Fischbude an den Landungsbrücken. Alles Orte, an denen Autonome aus dem Schanzenviertel nicht zu verkehren pflegen.

Aufträge, linke Gruppen etwa bei Demonstrationen zu beobachten, brachten ihm nach eigenem Bekunden jeweils 100 Euro. 50 Euro zusätzlich habe es gegeben, wenn er auch Namen und Funktionen von führenden Autonomen liefern konnte. "Nils" ließ sich die Auszahlung stets mit Miloudis Decknamen "Kai" quittieren.

Als die gewünschten Ergebnisse allerdings ausblieben, endete das Arbeitsverhältnis. Es hieß, es gebe keine Möglichkeit, seinen Aufenthalt zu gewährleisten. Eine Verschwiegenheitserklärung habe Miloudi mit seinem wahren Namen unterschrieben.

Der Verfassungsschutzchef Heino Vahldieck will das alles nicht kommentieren, sagt nur: "Wir äußern uns nicht zur Gewinnung und zur Zusammenarbeit mit geheimen Mitarbeitern." Für die Fraktion Die Linke ist der Fall ein Skandal. "Ausländische Studierende zu Spitzeldiensten in der linksalternativen Szene zu nötigen ist menschenverachtend", sagt Bürgerschaftsabgeordnete Christiane Schneider. Und Bundestagsabgeordneter Norman Paech kritisiert: "Ausländerbehörde und Verfassungsschutz missachten die Prinzipien des Rechtsstaates."