Vermutlich hat die Polizei auch in Hamburg mit DNA vorbelastetes Material zur Spurensicherung eingesetzt.

Polizeikreise in Baden-Württemberg bestätigten gestern einen Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", nach dem trügerische Spuren nicht nur im Saarland und in Baden-Württemberg, sondern ebenso in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen gefunden worden seien.

Offenbar rannte die Polizei also auch im Norden falschen Spuren nach - wie im Falle des angeblichen "Phantoms von Heilbronn". DNA-Spuren einer Wattestäbchen-Verpackerin hatten dabei zu einem der umfangreichsten Ermittlungsverfahren der deutschen Kriminalgeschichte geführt (wir berichteten). Der angeblichen Täterin wurden mehr als 40 Verbrechen angelastet - darunter mehrere Morde.

Welche Auswirkungen die Erkenntnis haben wird, dass auch in Hamburg und im Umland verunreinigte Wattestäbchen eingesetzt wurden, ist noch ungewiss. Möglich erscheint, dass einige Überführte dank der Panne unbehelligt bleiben könnten - weil ihre DNA-Spuren an bestimmten Tatorten nicht gesichert wurden - sondern stattdessen Spuren, die von vornherein am Spurensicherungs-Wattestäbchen waren. Unwahrscheinlich erscheint, dass im Hamburger LKA massiv Fälle neu untersucht werden. Sicher ist laut Ermittlern, dass bislang kein Verdächtiger wegen der Panne zu Unrecht angeklagt oder gar verurteilt wurde.

Zur genauen Art und dem gesamten Umfang der Trugspuren in der Gen-Datenbank kann das Bundeskriminalamt (BKA) noch keine Angaben machen. Eine Arbeitsgruppe aus erfahrenen Ermittlern ist damit beauftragt, Verfahren zu entwickeln, mit denen falsche Verkettungen erkannt werden können. Die Hamburger Polizei äußert sich zum DNA-Fall nicht: Allein das BKA sei auskunftsberechtigt.