Z W I S C H E N R U F Vorsicht: Lateinerunter uns! Robert Boeckmann “Cui bono?“ fragte mein Gegenüber, aber ich konnte es nicht beantworten. Der Mann, der äußerlich völlig normal wirkte, erklärte, daß er Probleme stets ad hoc löse, jetzt aber nicht die Zeit habe, dies in extenso zu erläutern. Vokabeln wie Pfeil und Bogen. Ich nickte wehrlos. Solche Lateiner leben mitten unter uns. Unter ihresgleichen klappt die Verständigung: Sie suchen ständig einen Modus vivendi, gehen grundsätzlich in medias res, und nur selten unterläuft ihnen dabei ein Lapsus. Wer's verbockt hat, windet sich anschließend raus und ruft plötzlich: “Mea culpa!“ Doch mit ihrem Latein sind sie nie am Ende: Nomen ist für sie omen, und wenn einer von ihnen gegangen ist, sagen sie nie etwas Schlechtes über ihn, denn: “De mortuis nihil nisi bene.“ - Wehe dem, der in der Schule als Leistungsfach Sport hatte und nun nicht folgen kann. Denn Lateiner senden auch unter Ungelernten rücksichtslos “coram publico“. Das beeindruckt oder verärgert. Ich jedenfalls habe von ihnen gelernt und frage mich nun: Cui bono? (Wem nützt es?)