Ein letzter Pinselstrich, ein letzter prüfender Blick - es sind nur Feinheiten, die Klaus Zwonarz jetzt noch an seiner Leila verändert.

Ein letzter Pinselstrich, ein letzter prüfender Blick - es sind nur Feinheiten, die Klaus Zwonarz jetzt noch an seiner Leila verändert. Denn das lebensgroße Präparat der verstorbenen Orang-Utan-Dame ist fertig fürs Museum. In rund 320 Stunden Arbeit hat Zwonarz (55), der Chefpräparator des Zoologischen Instituts der Universität Hamburg, ihren Körper als Plastik präpariert. Haut und Fell sind das der echten Leila. Die Augen sind aus mundgeblasenem Glas. Der Blick des Menschenaffen ist interessiert, aber auch vorsichtig und skeptisch. "Tiertypisch", wie Zwonarz dazu sagt.

Publikumsliebling Leila war letzten Sommer im Alter von 10 Jahren im Wassergraben ihres Geheges im Tierpark Hagenbeck ertrunken. Ein Besucher hatte verbotenerweise ein Brötchen hineingeworfen, das sie ins Wasser lockte. So wurde sie zu einem Fall für Zwonarz, der schon Walross Antje nach seinem Tod präpariert hatte.

Obwohl er schon 37 Jahre in seinem Beruf tätig ist, war dieser Auftrag etwas ganz Besonderes für Zwonarz. Nicht nur, weil es sich bei Orang-Utans um eine bedrohte Tierart handelt. Sondern auch, weil kein anderes Tier für ihn bisher so schwer zu präparieren war wie Leila. "Das war wirklich eine Herausforderung." Bei seiner Arbeit musste der Präparator besonders genau und penibel sein: "Jeder kennt Leila, da werden die Leute auch kleinste Fehler schnell entdecken." Deshalb hat er sein Modell auch immer wieder mit Fotos der noch lebenden Leila verglichen.

Jetzt muss Zwonarz nur noch Leilas zukünftigen Platz modellieren: den Ast einer Würgefeige, einem Baum, der in Indonesien, etwa auf der Insel Sumatra, wächst. Von dort stammen auch die Orang-Utans. "Leila soll auf einem Geäst präsentiert werden, das arttypisch ist", erklärt Zwonarz. Ihren Platz im Zoologischen Museum wird sie dann neben dem Präparat von Orang-Utan-Weibchen Babu aus Berlin bekommen, das an einer Liane von der Decke hängt. Die Besucher können sie dort zum ersten Mal bei der Nacht der Museen am 16. Mai besichtigen. (vlnp)