Hafenverbandschef Gunther Bonz warnt: Marode Straßen gefährden Wachstum in Hamburg. Schnelle Umsetzung der Hafenquerspange gefordert.

Hamburg. Marode Brücken, kaputte Straßen und Verzögerungen bei wichtigen Infrastrukturprojekten gefährden das Wachstum im Hamburger Hafen. Davor warnt der Präsident der europäischen Hafenbetreiber Feport, Gunther Bonz, im Interview mit dem Abendblatt. "Der Sanierungsbedarf ist gewaltig. Straßen und Brücken sindteilweise marode, über 3000 Autobahnbrücken sind bundesweit nicht mehr voll funktionstüchtig. Wird hier nicht gehandelt, wird das Wachstum in den Häfen aufs Spiel gesetzt", sagt Bonz, der auch Generalbevollmächtigter des Terminalbetreibers Eurogate ist.

In Hamburg alarmiert ihn besonders der Zustand der Autobahn 7 südlich des Elbtunnels: "Zwischen Waltershof und Heimfeld ist die A 7 wie eine Brücke aufgeständert, und die Lebensdauer der Pfeiler geht jetzt zu Ende. Sie müssen allesamt saniert werden." Zudem sei an der Ausfahrt Waltershof in Richtung Norden eine 800-Meter-Rückstaufläche für Laster seit Jahren gesperrt. Der Grund laut Bonz: "Die an die Fahrbahn angebaute Fläche steht ebenfalls auf Stelzen und gilt als nicht mehr sicher." Auch hier herrsche dringender Handlungsbedarf. "Die Liste ließe sich fortsetzen", sagte der frühere Staatsrat in der Wirtschaftsbehörde.

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Bonz fordert zudem eine schnelle Umsetzung der Hafenquerspange, welche die Autobahnen 7 und 1 verbinden und so den Hafenverkehr schneller abfließen lassen soll. Und auch eine neue Bahnstrecke zwischen Hamburg, Hannover und Bremen (Y-Trasse) sowie ein Ersatz für die Köhlbrandbrücke müssen nach seinen Vorstellungen spätestens 2030 verwirklicht sein.

Zum Hintergrund: Der Umschlag im Hamburger Hafen wächst nach Expertenmeinung rasant. Wurden 2011 noch rund neun Millionen Standardcontainer (TEU) umgeschlagen, könnten es bis 2025 bereits 25 Millionen TEU sein. Das Aufkommen von Lkw, welche die Boxen abtransportieren müssen, wird also drastisch zunehmen.

Bonz erhebt schwere Vorwürfe an die Politik: "Die Infrastruktur wurde nicht mit dem Wachstum des Verkehrs ausgebaut, und man hat zu wenig Geld für den Substanzerhalt bereitgestellt." Das beste Beispiel sei der Nord-Ostsee-Kanal. Dort entspreche die Technik dem Stand von vor 100 Jahren.

Zugleich warnt Bonz vor den Konsequenzen zögerlicher Investitionen - speziell für Hamburg. Werde nicht zügig gehandelt, könne der Hafen Ladung an die Konkurrenten in Europa verlieren. "In den Niederlanden und in Frankreich wird weniger aufwendig geplant", so Bonz. Um Projekte zu beschleunigen, fordert er die Gründung eines Bundesministeriums für Infrastruktur. "Nur so ließe sich die Infrastruktur von Straße, Schiene, Wasserwegen und Energienetzen aus einer Hand für ganz Deutschland planen."

Bonz weist zudem auf die Dringlichkeit der geplanten Elbvertiefung hin, sieht aber möglicherweise weiteren Handlungsbedarf. "Nach dem Abschluss der Arbeiten wird die Vertiefung für Schiffe bis zu einer Kapazität von 14 000 bis 16 000 TEU reichen. Ich habe aber auch nie eine weitere Elbvertiefung ausgeschlossen." Die größten, bereits bestellten Containerfrachter können schon bis zu 18 000 TEU transportieren.