Neuartige Port-Poster schippern vor Landungsbrücken und Elbstränden. Vorbild ist Shanghai. Tourismuschef übt scharfe Kritik.

Hamburg. Es ist so groß wie ein kleines Reihenhausgrundstück, zeigt die Reklame eines TV-Bezahlsenders und erzürnt die Hamburg TourismusGmbH: Mit einer riesigen, 320 Quadratmeter großen Werbefläche hat jetzt das traditionsreiche Hamburger Hafenunternehmen Eckelmann ein neues Geschäftsfeld entdeckt: Port-Poster - so heißen die etwa 40 mal vier Meter großen Tafeln, die auf einem Ponton per Schubschiff durch den Hafen bugsiert werden. Direkt vor Blankenese, dem Elbstrand und den St.-Pauli-Landungsbrücken - dort, wo gerade jetzt täglich Tausende Touristen und Hamburger den Blick auf Elbe, Schiffe und Hafen genießen.

Bereits vor gut einem Jahr hatte Firmenchef Robert M. Eckelmann seine Idee angekündigt, nachdem er in Shanghai vergleichbare Werbepontons gesehen hatte. Die Vermarktung hat das auf Riesenposter spezialisierte Unternehmen BlowUp Media übernommen und mit der Werbung für Sky und dessen neuen Sender die Premiere für diese Art schwimmender Reklame in Hamburg eingeläutet. Besonders bei großen Veranstaltungen wie dem Hafengeburtstag oder den Cruise Days verspreche man sich viel von diesem völlig neuen Posterkonzept, heißt es bei dem Unternehmen mit Hauptsitz in Düsseldorf, das allerdings keine Preise nennen will. Gebucht würden die Port-Poster-Schlepper aber auch bei speziellen Produktpräsentationen von Firmen wie jetzt von Sky Deutschland, das den schwimmenden Werbefeldzug für drei Tage genutzt und in Schuppen 52 mit 500 Gästen den Start des neuen Senders Sky Atlantic HD gefeiert hatte.

+++ GAL will im Hafen verstärkt zur Kasse bitten +++

+++ Hamburg belegt Platz vier in weltweitem Hafen-Ranking +++

Meist sei der Einsatz der Pontons daher "eventbezogen" - aber auch eine ganzjährige Buchung durch einen Kunden sei vorstellbar. "Natürlich ist der Hafen attraktiv dafür, es kommen viele Touristen, und es gibt etliche Bürogebäude", sagt Katrin A. Robertson, Group Managing Director bei BlowUp Media. Und auch Ivo Hoevel, Marketingchef von Sky Deutschland, zeigte sich laut Branchendienst Kress begeistert vom maritimen Umfeld als neuer Werbeträger: "Im Hamburger Hafen haben wir die perfekte Location."

Doch während sich Werbeleute über das neue Umfeld freuen, sieht die städtische Hamburg Tourismus GmbH die Entdeckung des Hafens als Werbeplattform höchst kritisch: "Gäste und auch Hamburger lieben das authentische Hafenerlebnis. Eine dauerhafte Werbefläche mit diesen Ausmaßen zerstört die einmalige Atmosphäre und die Aufenthaltsqualität für alle Hafenbesucher", sagt Dietrich von Albedyll, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Marketing GmbH.

Doch anders als an der Alster, wo sehr strenge Vorschriften für das Stadtbild gelten, lässt sich der Hafen offensichtlich nicht werbefrei halten: Selbst die städtischen Hadag-Fähren pendeln hier mit Werbeslogans, beispielsweise für Musicals oder Schiffsfarben, zwischen den Anlegern. Und auch am Dock 10 von Blohm + Voss, direkt gegenüber den Landungsbrücken werben häufig Bilder und Schriftzüge für fremde Unternehmen. Allerdings gucken die Behörden dort recht genau hin: So durfte vor einigen Jahren ein 2000 Quadratmeter großes Tommy-Hilfiger-Plakat nicht aufgehängt werden. Wenn Blohm + Voss sein Dock nun als Werbefläche vermietet, muss es einen Bezug zu Hamburg oder zum Hafen geben - wie derzeit die Werbung für eine Kreuzfahrtreederei. Auch der Museumshafen Oevelgönne musste sich kürzlich seine Werbeflächen am historischen HHLA-Kran genehmigen lassen, mit dem die Restaurierung finanziert wurde.

Und über riesige Poster an der Fassade der St.-Petri-Kirche in Hamburg hatte es lange Diskussionen gegeben, ob ausgerechnet ein Gotteshaus dafür ein geeigneter Ort sei. Mit der Vermietung der Fläche für ein gut 800 Quadratmeter großes Riesenposter mit H&M-Motiven - leicht bekleidete junge Damen und Herren - wurde die Restaurierung des Dachs der ältesten Hamburger Pfarrkirche finanziert.

Doch mobile oder gar schwimmende Riesenposter gelten offenbar nicht als fest installierte Tafeln, für die umständliche Genehmigungsverfahren vorgeschrieben sind. "Solange die Schifffahrt nicht behindert oder gar gefährdet wird, ist das erlaubt", heißt es in der Wirtschaftsbehörde. Und so konnte Eckelmann jetzt erstmals mit der Sky-Werbung über die Elbe schippern. Zwischen HafenCity und Blankenese pendelte der ungewöhnliche Schubzug noch bis zum Pfingstwochenende. Einen Hamburg-Bezug gab es darauf übrigens nicht zu sehen - außer dass die Hintergrundfarbe so schön Blau wie der Himmel in diesen Tagen war: Die blauen Poster zeigten die Skyline von Manhattan.