Für viele junge Beschäftigte sind Gewerkschaften ein Überbleibsel aus längst vergangenen Tagen. Die Vorurteile sind zementiert: alte Männer, rote Fahnen, platte Sprüche - und sonst nichts. Das ist das Bild, welches in vielen Köpfen abgespeichert ist. Dass Gewerkschaftsarbeit aber durchaus Sinn macht, hat in den vergangenen Tagen die IG Metall unter Beweis gestellt. Gemeinsam mit den Tarifpartnern auf der Arbeitgeberseite hat Europas mächtigste Gewerkschaft nicht nur ein deutliches, sondern auch wirtschaftlich vertretbares Lohnplus für die Branche vereinbart. Die IG Metall ist sehr viel weiter gegangen, hat für gesellschaftlich höchst relevante Themen gestritten und dabei zumindest Achtungserfolge erzielt.

Zum einen konnte eine grundsätzlich unbefristete Übernahme von Auszubildenden durchgesetzt werden, zum anderen vermeldeten IG Metall und Arbeitgeber gestern eine kräftige Anhebung der Entgelte für Leiharbeiter. Damit geht die Metallindustrie - wieder einmal - bundesweit voran. Und zwar bei Problemen in der Arbeitswelt, welche die Politik sich offensichtlich nicht mehr zu lösen traut oder wegen allzu effizienter Lobbyarbeit nicht mehr lösen will.

Die alten, rote Fahnen schwenkenden Gewerkschaftsmitglieder erstreiten auch für die jungen Kollegen in den Betrieben Rechte und mehr Geld. Ein Dauerzustand wird das nicht bleiben. Denn schon bald muss der Nachwuchs selbst die Arbeit der älteren Gewerkschafter übernehmen. Offensichtlich ist diese Botschaft bei einem Teil den Jüngeren angekommen. Denn für 2011 konnte die IG Metall erstmals seit 20 Jahren wieder einen Mitgliederzuwachs vermelden.