142 Jahre alter Schiffbaubetrieb hat mit Reparaturen und Wartungen von Barkassen gut zu tun. Modernisierung soll neue Arbeitsplätze bringen.

Hamburg. Vier Schiffe und ein Ponton liegen an diesem Nachmittag bei der Hamburger Flint-Werft. An Land gezogen mit zentimeterdicken Stahlseilen über die Schienen der vier Slipbahnen stehen die Rümpfe festgekeilt auf den Transportwagen. Der historische Dampfschlepper "Claus D" wird gewartet. Bei der Barkasse "Magdalene I" fehlt das gesamte Oberdeck, sodass im Rumpf einzelne Schotten eingefügt werden können. Der Segler "Bonte Piet", den sein Eigner gerade in den Niederlanden erworben hat, braucht eine neue Antriebsanlage nebst Propeller. Die 13-köpfige Belegschaft der Hamburger Werft hat gut zu tun. "Auf der Werft und den angrenzenden 80 Meter langen Pontons haben sogar schon mehr als 20 Schiffe gelegen", sagt Betriebsleiter Bernd Walter, 62.

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Während den deutschen Neubauwerften Aufträge fehlen und die Unternehmen versuchen im Spezialschiffbau Fuß zu fassen, hat die vor 142 Jahren gegründete Flint-Werft ihre Nische gefunden. "Wir sind seit drei Jahren ausgelastet, und das wird sich künftig nicht ändern", sagt Walter. Vor allem bei der Reparatur und Wartung der Barkassen im Hamburger Hafen ist Flint vorn. Von den 80 bis 90 Schiffen, die für Hafenrundfahrten eingesetzt werden, hält die Werft 60 instand.

Die Kunden schicken ihre Barkassen zu den vorgeschriebenen Wartungen, zu Serviceinspektionen oder bei Notfällen auch spontan vorbei. "Wir sind Tag und Nacht erreichbar und holen unsere Leute auch am Wochenende herein, wenn es einmal schnell gehen muss", sagt Walter.

"Es läuft gut", sagt auch Frank Damschen, der das Unternehmen nach der Insolvenz des ehemals zu Flint gehörenden Bergungsbetriebs im Februar 2005 übernommen hat. Der gelernte Maschinenbaumeister konnte den Umsatz seitdem auf heute 1,4 Millionen Euro nahezu verdoppeln und schreibt schwarze Zahlen. "Wir sind der einzige Betrieb der Branche in Hamburg, der Schiffbau und Maschinenbau gemeinsam anbietet", sagt er.

Flint befasst sich dazu mit Motoren von der Dampfmaschine bis hin zu modernen Dieselmotoren. Hier reicht die Kundschaft weit über allein im Hafen eingesetzte Schiffe hinaus. So werden auch die Motoren der Rettungsboote auf den Frachtern und Kreuzfahrtschiffen von Hapag-Lloyd gewartet.

Zu neuen Aufträgen führen zudem die Anfang 2007 eingeführten, höheren Sicherheitsanforderungen für Barkassen. Danach muss der Rumpf der Fahrgastschiffe in fünf Schotten aufgeteilt werden, die das Schiff schwimmfähig halten, selbst wenn eine der Kammern voll Wasser läuft. "Bisher sind 22 der insgesamt rund 90 Barkassen in Hamburg umgerüstet, sieben davon haben wir gemacht", sagt Damschen. Für die Umbaukosten stellte Hamburg noch bis Ende 2010 Fördergelder bereit, die aber Jahr für Jahr geringer ausfielen.

Jetzt wird die Zeit für die Reeder knapp. Denn wer den allein 50 000 Euro teuren Umbau bis zum Ende des Jahres nicht abgeschlossen hat, kann seine Barkasse danach nicht mehr einsetzen. Die Folge: Viele Eigner wollen jetzt noch rasch Aufträge platzieren. "Doch da eine Umrüstung acht bis zehn Wochen dauert und sie nur von fünf Betrieben angeboten wird, werden wohl nicht mehr alle rechtzeitig fertig", sagt Walter. "Diese Schiffe bekommen dann keine neue Zulassung", sagt Alexander Schwertner, der Sprecher der Hamburg Port Authority (HPA).

Bei der Werft dagegen stehen die Zeichen auf Ausbau. Zumindest will Eigner Damschen künftig zwei statt bisher nur eine der vier Slipanlagen überdachen und damit seiner Belegschaft bessere Arbeitsbedingungen bieten. Doch er denkt noch weiter. So könnten die vielen historischen Gebäude abgerissen und das Unternehmen komplett neu aufgebaut werden. Dabei will der Unternehmer seine zweite Firma Heinrich Hopfgarten, die derzeit gut 500 Meter weiter ebenfalls am Ellerholzdamm ihren Sitz hat, mit auf das Werftgelände holen.

Hopfgarten hat auch das vom Abendblatt bestellte, einem Papierschiff nachempfundene Boot gebaut und verfügt über deutlich modernere Maschinen. "Wir planen für jeden der beiden Betriebe eine neue Halle, ein neues Bürogebäude und die Überdachung von zwei Slipanlagen. Natürlich werden wir auch in die Fertigung investieren", sagt Damschen. Den Antrag für einen Abriss hat die HPA bereits genehmigt. Die Planungen sind aber noch nicht abgeschlossen. Damschen rechnet mit Investitionen von einer Million Euro für das Projekt. Die Umbauarbeiten würden das Gesicht der Werft, auf der etwa Szenen für einen "Tatort" mit den bekannten Hamburger Kommissaren Stoever und Brockmöller alias Manfred Krug und Charles Brauer gedreht wurden, deutlich verändern. Zunächst aber will die Hamburger Aspekt Telefilm Ende Mai Aufnahmen für einen Film nach dem Roman "Arnes Nachlaß" von Siegfried Lenz für den NDR drehen. Ob eine neu gestaltete Werft künftig aber noch als Kulisse infrage kommt, ist offen. "Dafür werden wir aber wohl", so Eigner Damschen, "weitere Arbeitsplätze schaffen können."