Ein Kommentar von Jens Meyer-Odewald

Die Formulierung ist nicht schön, aber sie passt ins Metier: Welcher Teufel hat bloß den altehrwürdigen Hamburger Renn-Club von 1852 geritten, die traditionsreiche Derbywoche in Horn zu zerstückeln und erstmals in zwei Teilen zu organisieren? Zwar ist die Furcht des wirtschaftlich angeschlagenen Vereins vor der Fußball-Konkurrenz und einem finanziellen Eigentor verständlich, doch stellt sich dieses Problem zu diesem Termin schon seit Jahrzehnten.

Wer blickt noch groß auf die Galopprennbahn, wenn das Derby gelaufen ist? Jahrzehntelang garantierte der Spannungsbogen in Richtung Hauptereignis zum Ausklang des Meetings öffentliches Interesse und starke Besucherzahlen. Diesmal liegt ein Ruhetag dazwischen, bevor es weitergeht. Der dringend benötigte Totoumsatz der auswärtigen Besucher wird ausbleiben. Dass der renommierte Große Hansa-Preis nunmehr an einem Dienstagabend gestartet wird, passt ins traurige Bild.

Auch wenn die Zuschauerzahlen an den drei Schlusstagen deprimierend sein werden, bauen die Derbymacher auf den französischen Wettkonzern PMU, der zwei Veranstaltungen überträgt und dafür gut 100 000 Euro Provision in Aussicht stellt. Die Folge ist klar: leere Rennbahn, halbwegs ausgeglichene Kasse. Von strategischem Weitblick und Traditionsbewusstsein zeugt diese Planung wahrlich nicht.

Den Hamburger Turffans bleibt nur die Hoffnung, dass dieser Termin nicht der Anfang vom Ende des Deutschen Derbys in der Hansestadt ist.