Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Götterdämmerung beim Weltfußballverband. Seit drei Jahrzehnten führt Sepp Blatter die Fifa, erst als Generalsekretär, dann als Präsident, nach Gutsherrenart. Aber mit einem Abschied in Würde, den der 75-jährige Schweizer für seine angestrebte vierte Amtszeit so schön geplant hatte, wird es nun wohl nichts mehr.

Die Fifa versinkt im Sumpf gegenseitiger Korruptionsvorwürfe. Blatter und sein langjähriger Weggefährte Mohamed bin Hammam, der es gewagt hatte, sich als Gegenkandidat um das Präsidentenamt zu bewerben, bewerfen sich mit Dreck. Erst soll die hauseigene Ethikkommission gegen bin Hammam ermitteln, nun auch gegen Blatter. Jeder bezichtigt den anderen der Manipulation und wäscht die eigenen Hände in Unschuld. In der Politik wären beide Kandidaten für ein höheres Amt unter diesen Umständen längst nicht mehr haltbar.

Die Fifa hat eine lange Geschichte dubioser Vorfälle. Die bizarre Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 im Doppelpack an Russland und Katar war nur der Gipfel der Ungeheuerlichkeiten. Unter Blatter, der seit jeher gern von Transparenz redet, haben sich die Zustände verschärft.

Sollte es unter den Fifa-Funktionären noch irgendjemanden geben, der so etwas wie sportlichen Anstand besitzt, wäre es jetzt an der Zeit, aus der Deckung zu kommen. Eine bessere Gelegenheit, den Stall einmal gründlich auszumisten, hat es noch nie gegeben. "Wer ständig im Abseits steht, sollte ausgewechselt werden", sagt Sepp Blatter. Er sollte beim Wort genommen werden.