Noch vor fünf Jahren hätte es eine Auseinandersetzung wie diese nicht gegeben: Die Schwellenländer machen den Europäern die Besetzung der Spitzenposition des Internationalen Währungsfonds (IWF) streitig. Zwar galt es bislang als Gesetzmäßigkeit, dass die USA den Chef der Weltbank stellen und die Europäer den Leiter des IWF. Doch die Finanzkrise und der Wirtschaftsboom in Ländern wie China und Indien haben das Selbstbewusstsein dieser rasant aufstrebenden Nationen gestärkt.

Doch auch wenn sich die Gewichte in der Weltwirtschaft tatsächlich spürbar verschoben haben, dürfte die Zeit für einen Asiaten oder Südamerikaner auf dem Chefsessel in New York noch nicht gekommen sein - schon wegen der Schuldenkrise: Zu den vordringlichsten Aufgaben des IWF wird gehören, die Pleite europäischer Länder wie Griechenland und ein Zerbröckeln des Euro zu verhindern.

Aus diesem Grund ist es nur konsequent, wenn Europa die Ansprüche auf das Amt nicht aufgibt. Zumal es eine Reihe profilierter Kandidaten dafür gibt. Einer von ihnen ist der Hamburger Thomas Mirow (SPD), früherer Wirtschaftssenator und heute Chef der Osteuropabank in London. Er gilt als kompetent, diplomatisch, mehrsprachig und politisch wie ökonomisch versiert. Doch gegen prominentere Konkurrenten dürfte er es schwer haben.