Hier soll also die Musik spielen. Maria Willer steht in den Schanzenhöfen in der Lagerstraße und erklärt ihren Traum. Wenn alles so läuft, wie es sich die Redakteurin von Klassik-Radio vorstellt, wird hier, direkt neben der S-Bahn-Station Sternschanze, im Juli 2010 Hamburgs erster Musikkindergarten eröffnet.

"Es kann eigentlich nicht sein, dass ich die Erste bin", dachte Maria Willer, als sie nach dem Vorbild des Berliner Musikkindergartens vor zweieinhalb Jahren diese Idee für Hamburg realisieren wollte. Die Idee, Kinder so früh wie möglich mit der Musik in Berührung zu bringen, und zwar mithilfe von Profis. Was Star-Dirigent Daniel Barenboim in der Hauptstadt initiiert hatte, musste doch auch an der Elbe funktionieren.

Also überzeugte Maria Willer im März 2008 Hamburgs Generalmusikdirektorin Simone Young von dem Konzept. Und die holte auch gleich die Musiker von der Staatsoper mit ins Boot: "Unsere Musiker, viele von ihnen selbst Eltern, werden fortan wöchentlich gemeinsam mit den Kindern die Welt der Töne entdecken", sagt Young. "Das spontane Feedback ist sicher auch für die Profis ein erfrischendes Erlebnis. Musikalische Bildung kann nicht früh genug beginnen, denn sie fördert nicht nur das Gehör, sondern auch die Konzentration und das soziale Miteinander."

Bei Besuchen in der Hauptstadt hat sich Maria Willer davon überzeugen können. "Ich habe noch nie so einen leisen Kindergarten erlebt." Musik fördere eben nicht nur die Sprachentwicklung und die Selbstwahrnehmung, gemeinsames Musizieren bedeute auch "aufeinander zu hören und nicht, den anderen zu übertönen". Rhythmus und Bewegung schule zudem die motorische Koordination und die Wahrnehmung im Raum.

Dabei geht es Maria Willer nicht um Gesangs- oder Instrumentenunterricht. "Sollten Eltern glauben, dass ihr Kind Geige spielen kann, wenn es bei uns war und dann in die Schule kommt, liegen sie falsch", sagt die verheiratete Mutter einer neunjährigen Tochter. Es geht ihr und ihrem pädagogischen Partner, der Stiftung Kindergärten Finkenau, auch ums Experimentieren und darum, einen eigenen Weg zu finden. "Und zwar mit einem motivierten Team von Erziehern und Pädagogen", sagt Geschäftsführer Konrad Mette. "Sie müssen musisch interessiert sein und auf jeden Fall singen können." Zur Begrüßung, zur Verabschiedung, beim Essen oder beim Zähneputzen, "da darf es keine Scheu geben". Schließlich werden in jedem Raum auch Instrumente stehen.

Das Interesse der Eltern an einem der insgesamt 110 Plätze ist groß. Die Lütten "von 0 bis sechs Jahren" können sechs, acht, zehn oder zwölf Stunden betreut werden, die Höhe des Elternanteils ist einkommensabhängig (Kita-Gutschein-Prinzip). Auf zehn Kinder kommt ein Erzieher.

Bei der Zusammensetzung wollen Maria Willer und Konrad Mette besonders auf "unterschiedliche Sprachen, verschiedene Milieus und die Nähe zur Einrichtung" achten. Und dann kann der Tanz beginnen in Hamburgs erstem Musikkindergarten.