Hamburg. Der Bau des Deckels in Altona ist eine gewaltige logistische Herausforderung. Was im Herbst auf den Hamburger Westen zukommt.

  • Der Bau des Lärmschutztunnels auf der A7 ist eine große Herausforderung
  • Bald wird die Ausfahrt Hamburg-Bahrenfeld für zweieinhalb Jahre gesperrt
  • Wann es dort so richtig mit den Arbeiten an der Autobahn losgeht

Für Karina Fischer gehören Sicherheitsschuhe, Helm und eine knallorangene Warnweste zu ihrer Standardausrüstung. Die Projekt- und Verkehrskoordinatorin der Autobahn GmbH des Bundes ist zuständig für die Großprojekte der Deutschen Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges). Dazu zählen auch die Lärmschutztunnel auf der A7. Die 46-Jährige ist jede Woche mehrmals auf der Baustelle.

„Wenn der Tunnel in Schnelsen mit Blick auf die verkehrlichen und baulichen Herausforderungen die Grundschule war und der in Stellingen das Abitur, dann wird der Altonaer Tunnel der Hochschulabschluss“, sagt Fischer dem Abendblatt bei einer exklusiven Baustellenbesichtigung. Der Bau macht immer wieder Vollsperrungen nötig, so gerade auch am vergangenen Wochenende zwischen Heimfeld und Volkspark.

Autobahn Hamburg: Der Deckel in Altona nimmt langsam Gestalt an

Seit Ende November 2023 wird der Verkehr mit allen sechs Fahrstreifen auf der Fahrbahn Richtung Norden geführt. Der Deckel nimmt langsam Gestalt an. Etliche Mittelwände sind bereits errichtet, auch erste Tunnelwandteile auf der westlichen Seite stehen schon.

Großbaustelle A7: So sieht die Autobahnauffahrt an der Anschlussstelle Hamburg-Bahrenfeld derzeit aus.
Großbaustelle A7: So sieht die Autobahnauffahrt an der Anschlussstelle Hamburg-Bahrenfeld derzeit aus. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Die drei großen Brücken, im Fachjargon heißen sie Überführungsbauwerke, die die Stadtteile im Hamburger Westen mit jenen östlich der A7 verbinden, wurden bereits abgebrochen. Diese Überführungen betreffen die Bahrenfelder Chaussee, den Osdorfer Weg und die Behringstraße.

A7: An der Behringstraße liegen die Bauarbeiten zeitlich zurück

Dafür wurde Ersatz geschaffen. Die ersten drei Tunnelzellen sind laut Fischer bereits für den Verkehr freigegeben. Über sie läuft nun der Querverkehr über die Autobahn. Spätestens im Herbst 2024 soll Fischers Angaben zufolge die Verkehrskapazität der querenden Straßen wieder bei 90 Prozent liegen.

Das wird den Verkehrsfluss begünstigen, denn an der Behringstraße und am Osdorfer Weg querten mehr als 47.000 Fahrzeuge täglich die Autobahn, sagt die Projektkoordinatorin. Bei der Behringstraße sei das Projekt mehrere Monate im Rückstand, weil sich der Baugrund als schwieriger erwiesen habe als gedacht.

A7: Freie Fahrt während Europameisterschaft und Sommerferien

Für die Menschen im Hamburger Westen wird es im Herbst 2024 spannend, denn dann ändert sich an der Anschlussstelle Bahrenfeld eine Menge. Dann beginnt die erste Sperrung. „Über den Sommer bleibt alles noch geöffnet“, sagt Karina Fischer. Während des Ferienverkehrs und während der Europameisterschaft sei eine eklatante Umstellung der Verkehrsführung nicht ratsam. Zudem habe man für die Sperrpause während der EM den Bauablauf in Teilen anpassen müssen.

Ein paar Wochen nach den Sommerferien geht es dann aber richtig los: Dann wird zunächst die Auffahrt Bahrenfeld Richtung Süden gesperrt. Weil die Tunnelwände gebaut werden müssen, der Verkehr aber komplett auf der östlichen Fahrbahn läuft, können die Autofahrer dann auch die Ausfahrt nicht mehr erreichen. Das lasse sich leider auch nicht gänzlich vermeiden, sagt Fischer.

Bahrenfeld: Ab wann Ab- und Auffahrt für zweieinhalb Jahre gesperrt werden

Das heißt konkret: Während Richtung Norden alle Aus- und Auffahrten geöffnet bleiben, wird also die Auffahrt Bahrenfeld in Richtung Süden von Oktober 2024 an für etwa zweieinhalb Jahre gesperrt. Die Ausfahrt Bahrenfeld in Richtung Süden wird ab dem vierten Quartal 2024 oder im ersten Quartal 2025 für zwei bis zweieinhalb Jahre gesperrt. Allerdings wird es eine provisorische Lösung geben.

A7-Ausfahrt Bahrenfeld wird zweieinhalb Jahre gesperrt

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    Bereits im Juni wird die derzeit bestehende Brücke für Fußgänger und Radfahrer während einer weiteren 55-Stunden-Vollsperrung an der Baurstraße abgebrochen. Vorübergehend stehe diesen Verkehrsteilnehmern keine Querung zur Verfügung, sagt Fischer bedauernd. Danach bekämen sie auf einer provisorischen Straße aber wieder einen Fuß- und einen Radweg.

    A7: Provisorische Straße wird Autofahrer an die Auffahrt Othmarschen leiten

    Über diese provisorische Straße werden auch Autofahrer in Bahrenfeld, die auf die A7 wollen, zur Anschlussstelle Othmarschen geleitet, wo sie dann auf die Autobahn auffahren können, erklärt Fischer. Diese provisorische Baustraße werde dann bereits über die ersten neuen Tunnelzellen auf die andere Autobahnseite geführt.

    Eine Sonderlösung wird es für die Bewohner des Neubaugebietes beim UCI-Kino geben, damit sie nicht über die provisorische Straße, die an ihren Häusern als Einbahnstraße vorbeigeführt werden soll, endlose Umwege fahren müssen. „Solche kleinen Sachen merkt man erst, wenn man baut. Als wir die Planungen für den Deckel begonnen haben, gab es dieses Wohnviertel noch nicht“, erklärt die Projektkoordinatorin.

    Altonaer Deckel wird im laufenden Verkehr gebaut – große Herausforderung

    Nach der Fertigstellung der westlichen Tunnelröhre wird der gesamte Verkehr mit je drei Fahrstreifen in beiden Richtungen voraussichtlich ab Ende 2026/Anfang 2027 in die Weströhre verlegt.

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    Karina Fischer wirbt um Verständnis. Der 2,2 Kilometer lange Altonaer Deckel werde unter laufendem Verkehr gebaut, dazu komme der innerstädtische Verkehr. „Eine Baustelle bringt immer Dreck und Lärm, aber man sollte nicht vergessen, was danach kommt.“

    A7: Bürgerinitiative kämpft seit 30 Jahren für Ruhe durch einen Deckel

    Darauf freut sich Berthold Schulz, der seit 30 Jahren Mitglied in der Bürgerinitiative „Ohne Dach ist Krach“ ist, die seit vielen Jahren für die Überdeckelung der A7 gekämpft hat. Er lebt seit 35 Jahren in der Grünewaldstraße direkt an der Autobahn. Nur beim Rasenmähen höre er den Verkehrslärm nicht, aber entspannt auf der Terrasse zu sitzen, sei nie möglich gewesen, sagt er.

    Anwohner Berthold Schulz steht auf der A7-Überführung Baurstraße. Er engagiert sich seit 30 Jahren in der Bürgerinitiative „Ohne Dach ist Krach“.
    Anwohner Berthold Schulz steht auf der A7-Überführung Baurstraße. Er engagiert sich seit 30 Jahren in der Bürgerinitiative „Ohne Dach ist Krach“. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

    Er lobt Karina Fischer und ihre Kollegen auf der Baustelle. „Ich habe mir die Bauarbeiten viel schlimmer vorgestellt“, sagt der 77-Jährige. Er freue sich sehr darauf, wenn der Verkehr in ein paar Jahren unter dem Deckel liegt.