Hamburg. Der Designer, der in Hamburg-Blankenese wohnt, spricht zum ersten Mal über seinen schweren Verlust und die letzten gemeinsamen Momente.

„Ich hätte mit beiden mein ganzes Leben machen können“, sagt Guido Maria Kretschmer über seine Eltern. Der Modedesigner, der in Hamburg-Blankenese wohnt und regelmäßig in der Vox-Show „Shopping Queen“ zu sehen ist, hat jetzt zum ersten Mal vor einer Kamera über den Tod seiner Eltern gesprochen.

Nachdem er sich im August 2023 von seinem Vater hatte verabschieden müssen, starb kurz vor Weihnachten auch seine Mutter. In dem NDR-Format „deep und deutlich“ teilt er jetzt ausführlich die letzten rührenden Momente mit seinen Eltern, mit der Öffentlichkeit, wie er mit dem großen Verlust umgeht und warum er endlich die Beziehung zu seinem Bruder loslassen konnte.

Guido Maria Kretschmer über den Tod seines Vaters: „Hat mir beigebracht, wie man sterben kann“

Schon auf seinem Instagramkanal hatte der Designer seine tiefe Verbundenheit zu seinen Eltern gezeigt und von seinen Fans, aber auch Kolleginnen und Kollegen aus der Medienbranche, dafür viel Zuspruch bekommen. In der Talkrunde mit Aminata Belli und Aurel Mertz, aufgezeichnet im Hamburger Mojo Club auf der Reeperbahn, wird jetzt noch einmal deutlich, wie wichtig Vater Erich und Mutter Marianne für Kretschmer waren.

Es habe stets eine tiefe Verbundenheit zwischen dem Designer und seinen Eltern bestanden: „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir Dissonanzen hatten.“ Umso größer ist der Schmerz des Vermissens heute. Sein Vater Erich, ein ehemaliger Kriegsgefangener, hatte im Sommer 2023 seinen Lebensgeist verloren und wollte sterben. Er verweigerte das Essen und kam ins Krankenhaus, in dem er noch einige Wochen weiterlebte, bis er im Alter von 87 Jahren starb.

Es war ein langsamer Abschied, so Guido Maria Kretschmer. Wenn auch als Thema allgegenwärtig – nur über das Sterben hätte man sich nicht unterhalten können. Und so entstanden in dieser schweren Zeit auch lustige Momente, wie, als der Vater den Sohn fragte, was er über das erneute Mutterwerden von Supermodel Naomi Campbell denke.

Guido Maria Kretschmer pflegte seine Mutter bis zu ihrem Tod mit

Der Designer ist froh über diese Augenblicke, wurde der Abschied so doch erträglicher und begreiflicher. „Er hat mir wirklich beigebracht, wie das funktioniert, wie man sterben kann“, erzählt Kretschmer. Auch, wie sich Erich Kretschmer dann von seiner Familie und vor allem von Sohn Guido verabschiedet hat, teilte dieser jetzt mit der Öffentlichkeit. Er habe zu ihm gesagt: „Weißt du was, mein Schatz? Für dich habe ich gar nichts. Weil alles, was ich bin und was wir sind, trägst du in deinem Herzen und in deiner Erinnerung.“ Ein großes Geschenk für den Designer.

Nach dem Tod seines Vaters habe er sich dann wie in einem „Loch, das sich nicht schließen lässt“, gefühlt. Der Verlust ist lange noch nicht verarbeitet, da bekommt Guido Maria Kretschmer die Nachricht über den kommenden Tod seiner Mutter. Er ist gerade beim Dreh, als ihn seine Schwester anruft und sagt: „Mama stirbt.“

Der Medienprofi dreht trotzdem bis mittags weiter, ehe er sich auf den Weg zu seiner Mutter ins Krankenhaus macht. Seine erste Reaktion: „Ich habe sie, glaube ich, eine halbe Stunde gehalten.“ Für Guido Maria Kretschmer ist sofort klar, er möchte seine Mutter mitpflegen, sie eincremen und versorgen. Um immer in ihrer Nähe zu sein, lässt er sich ein zusätzliches Bett in ihr Zimmer stellen.

Neuanfang nach dem Tod seiner Eltern: Guido Maria Kretschmer distanziert sich von Bruder

Als die Schmerzen dann immer stärker werden und ihre Morphium-Zufuhr erhöht werden soll, steht plötzlich fest: Noch eine halbe Stunde und seine Mutter wird nie wieder mit ihrem Sohn sprechen können. „Es war ein verrückter Moment“, denn seine an Demenz erkrankte Mutter ist plötzlich wieder bei klarem Verstand. Ihr letztes gemeinsames Gespräch beendet sie mit den Worten: „Jetzt gehe ich nach Hause, jetzt gehe ich zu Papa.“ Er antwortet: „Das machst du auch, der wartet schon da.“

Wenige Tage vor Weihnachten stirbt Marianne Kretschmer dann, und für Sohn Guido bricht eine Welt zusammen: „Als meine Mutter starb, da war ich fast nicht mehr in der Lage, mit dem Auto zurück nach Hamburg zu fahren.“

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Zu ihrer Beerdigung fegt gerade Sturm Zoltan über Deutschland hinweg und zwingt Guido Maria Kretschmer nicht nur zum Loslassen, er bringt ihm auch einen Neuanfang. Nachdem er jahrelang versucht hatte, für seine Eltern das Verhältnis zu einem seiner drei Brüder positiv aufrechtzuerhalten, weiß er jetzt, dass er daran nicht länger festhalten muss.

Aber auch auf sein restliches Leben bezogen, kommt der Designer ins Grübeln, hinterfragt seine „Baustellen“ und schöpft neue Energie. Trotzdem sei der Prozess der Trauer nach wie vor ein schwerer für ihn. Damit an die Öffentlichkeit zu gehen, hält er dennoch für den richtigen Schritt und sagt abschließend: „Ich glaube, es ist wichtig, Menschen zu sagen, dass das etwas mit dir macht.“

Die ganze Folge „deep und deutlich“ ist in der ARD-Mediathek abrufbar. Am 8. März wird die Folge um 0.45 Uhr im NDR ausgestrahlt.