Hamburg. Vielen Kindern fehlt die erste wichtige Mahlzeit des Tages. Doch in Hamburg werden nur Grundschulen indirekt von der Behörde unterstützt.

Ohne vollwertiges Frühstück in den Unterricht zu starten, wird in Deutschland für immer mehr Schülerinnen und Schüler zu einem ernst zu nehmenden Problem – das schnell eine bittere Kettenreaktion auslösen kann. Denn bleibt die erste wichtige Mahlzeit des Tages aus, leidet die Konzentration. Weitere mögliche Folgen: Problematisches Sozialverhalten und schlechte schulische Leistungen.

Diese Zusammenhänge kennt auch der Hamburger Sternschnuppe e.V., der sich seit 2011 für Kinder in Notsituationen einsetzt. „Ohne Frühstück kein erfolgreicher Start in den Tag, ohne Erfolg keine guten Noten, ohne guten Noten keine Chance auf Bildung“, sagt Vereinsgründerin Kiki Fehlauer. „Mit Frühstück fördert man dagegen Bildung und die Chancen auf eine Ausbildung.“

Kostenloses Frühstück fehlt an weiterführenden Schulen

Daher möchte die Sternschnuppe nun gezielt kostenlose Frühstückangebote an Hamburger Schulen unterstützen – vor allem an den weiterführenden. Denn in der Hansestadt fördert die Schulbehörde (BSB) bislang ausnahmslos Projekte an Grundschulen. Mit 250.000 Euro bezuschusst die Stadt jährlich die ehrenamtlichen Frühstückssenioren des bundesweit tätigen Vereins Brotzeit, die in Hamburg zuletzt rund 1500 Kinder an 33 Grundschulen verköstigten, Tendenz steigend.

Alle schauen immer nur auf die Kleinen
Kiki Fehlauer (Hamburger Sternschnuppe e.V.)

An Gymnasien und Stadtteilschulen fehlt ein solches flächendeckendes Programm hingegen – und es ist laut BSB auch nicht vorgesehen, daran etwas zu ändern. „Alle schauen immer nur auf die Kleinen“, sagt Fehlauer, die daher froh ist, mit ihrem Verein nun auch älteren Schülerinnen und Schülern helfen zu können.

Stadtteilschule in Osdorf wird selbst aktiv

Fündig geworden ist die Sternschnuppe an der Geschwister Scholl Stadtteilschule (GSST) in Osdorf – eine weiterführende Schule, die ihr Schicksal vor diesem Hintergrund bereits selbst in die Hand genommen hat. „Wir erleben, dass einige unserer Schülerinnen und Schüler früh das Haus verlassen, im leeren Schulgebäude auf den Unterrichtsbeginn warten und ohne ein vollwertiges Frühstück von zu Hause gestartet sind“, sagt Kerstin Engler-Riebow.

Die Beratungslehrerin wurde deshalb aktiv und rief mit weiteren engagierten Kolleginnen der GSST Anfang des Jahres das Projekt „Frühtee mit Snack“ ins Leben. Im Sommer konnten schließlich mit der Stiftung Kinderjahre und Fehlauers Sternschnuppe zwei wichtige finanzielle Unterstützer gefunden werden. Die Sternschnuppe übernimmt dabei mit Dreiviertel der Kosten den Löwenanteil.

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Schulfrühstück hat auch eine soziale Komponente

Inzwischen bereiten jeden Schulmorgen ab 7 Uhr im Wechsel zwei Lehrkräfte im Frühstücksraum gesunde Snacks mit Obst, Gemüse und belegten Broten in Bio-Qualität zu. Dazu werden Tee und Wasser gereicht. Und der Zulauf zeigt, wie groß der Bedarf eines solches Angebots tatsächlich war – bis zu 25 Kinder stärken sich so allmorgendlich für den anstehenden Schultag.

Wir wollen auch die Herzen satt machen
Lehrerin Emma Bensel

Nicht nur physisch, wohlgemerkt, sondern auch mental. Denn die sozialen Kontakte beim Essen sind eine wichtige Begleiterscheinung. „Das Wichtigste ist: Sie sollen einen Ort haben, an dem sie gut ankommen können“, sagt Engler-Riebow über die „unfassbar wichtige Beziehung“ zu den Kindern und Jugendlichen auch außerhalb der Unterrichtsräume. „Wir sehen erst den Menschen“, sagt Engler-Riebows Kollegin Emma Bensel. Und dann noch diesen schönen Satz: „Wir wollen auch die Herzen satt machen.“

Im Oktober überreichte Kiki Fehlauer (M.) einen ersten großen Spendenscheck an Schulleiter Dirk Voß und Beratungslehrerin Kerstin Engler-Riebow.
Im Oktober überreichte Kiki Fehlauer (M.) einen ersten großen Spendenscheck an Schulleiter Dirk Voß und Beratungslehrerin Kerstin Engler-Riebow. © privat | Hamburger Sternschnuppe e.V.

Unterstützung der Lehrkräfte: Das sagt die Schulbehörde

Damit dies auch in Zukunft möglich sein wird, sind die „Frühstücksfrauen“ der GSST weiter auf Spenden angewiesen. Rund 400 Euro werden jeden Monat benötigt, um das kostenlose Frühstücksangebot aufrecht zu erhalten. „Wir wollen weiter Spenden sammeln, damit es nachhaltig wird“, sagt Kiki Fehlauer, die mit ihrer Sternschnuppe dabei auch schon eine Ausweitung ihres neuen Projekts „Schulfrühstück für Alle“ im Blick hat: „Mein Traum ist es, auch andere Schulen beglücken zu können.“

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An anderer Stelle ist eine Entlastung der ehrenamtlichen „Frühstücksfrauen“ dagegen eher nicht zu erwarten. Zur Idee, engagierte Lehrkräfte etwa über eine Sonderzuweisung der Wochenarbeitszeit zu entlasten, heißt es aus der Schulbehörde: „Der Lehrkräftemangel zwingt uns dazu, Pädagoginnen und Pädagogen wo immer möglich nur für pädagogische Aufgaben im engeren Sinne einzusetzen.“

Kostenloses Schulfrühstück: So können Sie spenden

Rund 400 Euro verschlingt das Osdorfer Frühstücksprojekt im Monat. Drei Viertel der Ausgaben werden bislang von der Sternschnuppe übernommen, den Rest finanziert die Stiftung Kinderjahre. Auch ein benachbarter Supermarkt unterstützt die Geschwister-Scholl-Schule mit Lebensmittelspenden.

Wer den Hamburger Sternschnuppe e.V. und das Projekt „Schulfrühstück für Alle“ unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende auf folgendes Konto tun: Hamburger Sternschnuppe e.V., IBAN: DE33 2005 0550 1043 2287 15, Betreff: „Schulfrühstück“.