Auch der Hamburger Landesverband heißt jetzt Bündnis 90/Die Grünen. Der Umbenennung vorausgegangen war eine chaotische Abstimmung.

Hamburg. "Hallo Grüne Hamburg. Ich bin der Erste, der euch so grüßen darf. Herzlichen Glückwunsch." Damit fasste Robert Habeck, Spitzenkandidat der schleswig-holsteinischen Grünen, einen wahrhaft kuriosen Nachmittag zusammen.

Bei einer Landesmitgliederversammlung in Altona haben sich die Hamburger Grünen nach 30 Jahren von ihrem Namen Grüne Alternative Liste (GAL) verabschiedet. Wie alle anderen Landesverbände und die Bundestagsfraktion heißen die Hamburger nun Bündnis 90/Die Grünen. 120 der 161 stimmberechtigten Mitglieder votierten am Wochenende für die Umbenennung. 37 waren dagegen, vier enthielten sich.

Diesem Ergebnis vorausgegangen war eine geradezu chaotische Abstimmung, die den ganzen Parteitag um mehr als eine Stunde verzögerte. Weil die Auszählung der Abstimmung per Handzeichen nicht funktionierte, die Grünen aber eine schriftliche Abstimmung aus Zeitgründen verhindern wollten, mussten schließlich alle Befürworter der Umbenennung den Sitzungsraum in der Schule Thedestraße verlassen, um beim Wiedereintritt in den Raum gezählt zu werden. Weil es bei der anschließenden Zählung der Gegner erneut zu Fehlern kam, drohte nun doch noch eine schriftliche Wahl. Diese konnte nur noch dadurch verhindert werden, dass auch die Gegner den Raum verließen und so ebenfalls beim Einlass gezählt wurden. "Das ist doch typisch GAL", sagte Ex-Schulsenatorin Christa Goetsch lachend, als sie zum dritten Mal ihre Stimme abgeben musste. Um 16.30 Uhr stand dann aber fest: Wo Grün drin ist, steht ab sofort auch Grün drauf.

+++ Der Name ist Programm +++

+++ Nur noch Grüne? GAL kämpft um ihren Namen +++

Die Argumente der Befürworter waren offensichtlich überzeugend. Davon ließ sich zum Beispiel die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Anja Hajduk sogar umstimmen. Noch kurz vor der Sitzung hatte sie dem Abendblatt gesagt: "Die rationalen Argumente sprechen für die Umbenennung, aber mein Bauch dagegen." Nach der Debatte sagte sie: "Ich entscheide mich um. Wenn die so gut argumentieren, muss man dazu auch bereit und fähig sein", sagte Hajduk.

"Die", das waren unter anderem Juliana Wimmer von der Grünen Jugend und Antragsteller Peter Schulze vom Kreisverband Harburg. "Zugezogene und junge Wähler fremdeln mit dem Namen GAL zunächst. Viele fragen sich, ob es etwas anderes ist als die Grünen und was hinter GAL steckt", so Schulze und ergänzte: "Wir wollen die politische Tradition der GAL Hamburg mit dem Antrag nicht über Bord werfen. Aber die Traditionen hängen nicht an einem Namen." Viel Applaus gab es für Juliane Wimmer, die in einer sehr sachlichen, aber eindringlichen Rede im Namen der Grünen Jugend für die Umbenennung eintrat. "Wir müssen die Namensaspekte Grün und Alternativ behalten. Aber das müssen wir durch Inhalte zeigen und nicht durch einen Namen", sagte Wimmer. Es sei zwar "immer schwer, sich gegen einen Status quo zu stellen, aber hier ist es sinnvoll, und deshalb sollten wir zustimmen."

Die Gegner argumentierten vor allem mit der Tradition des Namens. Joachim Lau vom Kreisverband Nord fürchtete gar, die Umbenennung von GAL in Grüne könnte bei anderen so ankommen, als würden sie sich nach dem Scheitern der Koalition von CDU und GAL aus der Verantwortung stehlen wollen. Die Bürgerschaftsabgeordnete Antje Möller, die gegen die Umbenennung stimmte, forderte vor allem "Kontinuität" in der Politik und die Konzentration auf Sachthemen, statt auf Formalien wie den Namen.

Neben der Namensfrage ging es am Sonnabendnachmittag natürlich auch um Inhalte. Gastredner Robert Habeck sprach sich in seiner Rede für eine Stärkung der norddeutschen Zusammenarbeit aus. "Es muss erkannt werden, dass wir gemeinsame Probleme haben und es nur sinnvoll ist, sie gemeinsam zu bearbeiten", sagte Habeck seinen Hamburger Parteifreunden. "Bislang arbeiten wir bei vielen Themenfeldern nur nebeneinander her, zum Beispiel bei der Elbvertiefung, Infrastrukturfragen und der Windmesse." Gleichzeitig betonte er, dass eine Zusammenarbeit nicht automatisch ein Hinarbeiten auf einen gemeinsamen Nordstaat bedeuten würde. Der Hamburger Bundestagsabgeordnete der Grünen, Manuel Sarrazin, übte Kritik am SPD-Senat, der seine Beziehung mit den Nachbarn nicht genügend pflegen würde. "Es wird nach dem Motto ,Der stärkere hat recht' Politik gemacht", so Sarrazin. Die Grünen hätten dagegen verstanden, dass eine Metropolregion nur mit guter Kooperation funktionieren würde.