Einwohner könnten erstmals gleichzeitig über zwei Begehren abstimmen. Es geht um den Bau von 236 Wohnungen und die Sanierung der Sportanlage.

Hamburg. Der Streit um den Bau von 236 Wohnungen am Hemmingstedter Weg in Osdorf wird möglicherweise in einem neuartigen Bürgerentscheid entschieden. Während eine Bürgerinitiative gegen das Projekt mehr als 3000 Unterschriften sammelte, kündigte eine Gruppe von Unterstützern an, unter bestimmten Bedingungen ebenfalls ein Bürgerbegehren starten zu wollen. Zum ersten Mal könnten nun alle Einwohner des Bezirks Altona gleichzeitig in einem Bürgerentscheid über zwei Bürgerbegehren abstimmen. "Sollten beide Initiatorengruppen einverstanden sein, wäre es möglich, die strittige Frage im Rahmen eines gemeinsamen Bürgerentscheids zu beantworten", sagte der Vorsitzende des Planungsausschusses der Altonaer Bezirksversammlung, Mark Classen (SPD), gestern.

Das Projekt "Wohnen am Ziegelteich" war 2010 bei einem Ideenwettbewerb der Finanzbehörde entstanden, ist aber umstritten. Anwohner sehen durch den Bau den vom ehemaligen Bausenator Gustav Oelsner (1879-1956) geschaffenen Grüngürtel von Eidelstedt bis zur Elbe gefährdet und starteten ein Bürgerbegehren. Gestern überreichten Vertreter der Initiative im Rathaus Altona rund 3000 Unterschriften. Bislang beherbergt die rund 93.000 Quadratmeter große Fläche eine Sportanlage mit acht Sport- und Tennisplätzen. Zudem steht dort das Zentrum für Schulbiologie und Umwelterziehung. Der Entwickler Quantum stellte gestern sein Projekt im Planungsausschuss der Bezirksversammlung vor. Danach soll etwa ein Drittel der Fläche für den Bau der Wohnungen zur Verfügung gestellt werden. In der Folge müsste das Bildungszentrum umziehen. Zwei Sportplätze fielen weg. Dafür würden die anderen Anlagen aber modernisiert und könnten mehr genutzt werden.

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Holger Giza, 1. Vorsitzender des THCC Rot-Gelb, ist einer der Sportvereinschefs, die sich ein Bürgerbegehren mit dem Ziel der Modernisierung der Sportanlagen vorstellen können. Durch das Bauprojekt müsse Zählbares für die Vereine herauskommen, sagte er gestern. Die Vereine hofften in erster Linie auf eine Erneuerung der Mitte der 70er-Jahre eröffneten Sportanlagen. "Wir werden uns die Vorstellungen des Entwicklers genau anschauen."

Besonders wichtig ist den Vereinen, dass die Sanierungskosten nicht auf sie abgewälzt werden. Schätzungen zufolge kostet allein das Auflegen von Kunstrasen auf einem Hockeyfeld rund 500.000 Euro. "Die Kosten für eine Sanierung können die Vereine nicht übernehmen. Das Geld dafür haben wir nicht", sagte Giza. Der Vereinsvorsitzende macht aber auch deutlich, dass "wir die Abwehr jeglicher Veränderung in Hamburg für nicht richtig halten". Es gehe um einen Ausgleich öffentlicher und privater Interessen. Insofern suche man einen Kompromiss, mit dem Vereine wie Anwohner leben könnten.

Nach den Worten des SPD-Politikers Classen werden Befürworter und Gegner des Bauprojekts jetzt in der Sitzung des Hauptausschusses am 13. September ihre Position erläutern. Sollten dann beide Initiativen mit einem "gemeinsamen" Bürgerentscheid einverstanden sein, könne dieser Ende September von der Bezirksversammlung beschlossen werden. "Ein Ergebnis des Bürgerentscheids hätten wir dann im Herbst dieses Jahres", sagte Classen.