Schülerinnen gestalteten ein XXL-Wandgemälde am Fischmarkt. Es zeigt die beruflichen Chancen für Mädchen als Seilerinnen oder Segelmacherinnen.

Altona. Nun blicken sie herab auf die Männerwelt: die Handwerkerinnen, die im Hamburger Hafen arbeiten. Von ihnen gibt es nicht viele, denn nur wenige Frauen sind im wirtschaftlichen Herzen der Stadt beschäftigt. Doch das soll sich sehr bald ändern.

Ob Seilerin, Segelmacherin, Hafenschifferin oder angehende Tischlerinnen und Elektronikerinnen - in Zukunft sind sie alle am Treppenaufgang Große Elbstraße am Altonaer Fischmarkt zwischen Halle XII und XIII zu sehen. Das 14. Wandgemälde der Frauen-Freiluft-Galerie zeigt auf 60 Quadratmetern junge Frauen in Ausbildungsberufen. Zusammen mit den Malerinnen und Darstellerinnen hat Kuratorin Elisabeth von Dücker das Kunstwerk mit dem Titel "Mädchen in Sicht - Zukunft im Hafen" gestern eingeweiht.

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Neun Mädchen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren arbeiteten im Rahmen eines Kursus an der Hamburger Kunsthalle seit Ende April eine ganze Ferienwoche und zahlreiche Wochenenden lang an dem Wandgemälde. Unter Anleitung von Hildegund Schuster, die an der Kunsthalle doziert, haben die Schülerinnen zuerst im Hafen recherchiert und anschließend Skizzen entworfen. "Wir haben nach Arbeitsbedingungen gefragt und geguckt, welche Chancen sich für Frauen bieten", sagt von Dücker. Mithilfe eines Rasterplans übersetzten die Malerinnen diese Skizzen anschließend an die Wand. "Unsere Schülerinnen sind sehr kunstinteressiert", sagt von Dücker. Der Spaßfaktor sei immer dabei gewesen, "wir waren ein tolles Team", betont die Kuratorin.

Dem stimmt die junge Künstlerin Sophie Mimmie Le Mercier zu. Besonders schön findet es die 15 Jahre alte Schülerin des Matthias-Claudius-Gymnasiums, ihre Heimatstadt mitgestalten zu dürfen. Sophie räumt zwar ein, dass das Malen manchmal anstrengend gewesen sei, so neben den Hausaufgaben, "aber es hat auf jeden Fall wirklich viel Spaß gebracht." Als "großartig" beschreibt Merle Planböck die Zeit. Die Schülerin hatte sich beim Malen immer gefreut, wenn Fußgänger sich das Bild anschauten. Streit über die Gestaltung des Kunstwerks habe es nicht gegeben. "Jeder hatte seine Ecke, in der er malen konnte", sagt die 17-Jährige.

Das Wandgemälde gehört zur Frauen-Freiluft-Galerie Hamburg, es ist ein in Deutschland bisher einmaliges Projekt über "hafenbezogene Frauenarbeit" heute und früher. "Der Wandel im Hafen ist groß", sagt von Dücker. Das müsse man endlich auch mal sichtbar machen, schließlich sei das Hafengebiet für die meisten nicht zugänglich. Viele könnten sich nicht vorstellen, dass dort "nicht mehr nur reine Muskelmänner" arbeiteten.

"Die Kompetenzen der Frauen sind gewinnbringend", betont Marianne Ludewig von der Berufsakademie Hamburg der Handwerkskammer. Gerade in Ausbildungsberufen suchten Betriebe nach neuen Kräften. "Es liegt nicht an den Unternehmen", sagt Ludewig. Manche Frauen trauten sich nicht in die Männerdomäne. "Noch nicht."