Stadtteile Bahrenfeld und Othmarschen sollen durch den A-7-Deckel wieder zusammenwachsen. Zuletzt war das Projekt in die Kritik geraten.

Hamburg. Kleingärten, ein zwei Kilometer langer Grünstreifen und die Wiederherstellung von historischen Parks: Mit einem solchen Baukonzept sollen die Stadtteile Bahrenfeld und Othmarschen durch den sogenannten A-7-Deckel wieder zusammenwachsen. Am Freitag stellte die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt den Siegerentwurf für die Gestaltung des überdachten Autobahnabschnitts im Rathaus Altona vor. "Die Zäsur, die seit Jahren mit der Autobahn das Stadtbild durchschneidet, soll durch Grünanlagen unsichtbar gemacht werden", erklärte Oberbaudirektor Jörn Walter.

Nach langen Beratungen hat sich die Jury für den Entwurf der beiden Hamburger Planungsbüros Peter Pörksen Partner und Arbos entschieden. Als Team hatte man bereits das Konzept für die Altonaer Mitte erarbeitet. "In dem Konzept sind alle städtebaulichen Belange bestmöglich umgesetzt worden", sagte der Oberbaudirektor in seiner Begründung. "Einen großen Ausschlag hat zudem die gute Einbindung der Kleingartenanlagen gegeben." 22 Büros hatten an dem städtebaulichen Ideenwettbewerb teilgenommen. Kernaufgabe war es, mit der Entwicklung einer Parkanlage einen Grünzug vom Volkspark zur Elbe entstehen zu lassen.

+++ Für Jubel ist es noch zu früh +++

+++Durch A-7-Deckel 300 Wohnungen in Othmarschen+++

Auf zwei Drittel des etwa zehn Hektar großen Geländes ist Platz für 238 Kleingarten-Parzellen. Das letzte Drittel wird für ein öffentliches, 25 Meter breites Wiesenband mit Promenade genutzt. Die beiden historischen Anlagen Bonne- und Lutherpark und der neu geplante Sportpark Bahrenfeld sollen in die neuen Parkanlagen integriert werden. Auch Kinderspielplätze finden Platz auf dem Gelände. Zudem ist geplant, im direkten Umfeld 2000 neue Wohnungen zu schaffen. Für die Wohnhäuser gibt es jedoch bislang noch keine genauen Pläne.

Der am Freitag präsentierte Entwurf skizziert den südlichsten der drei Abschnitte des geplanten A-7-Deckels. Für die beiden nördlichen Teilabschnitte Schnelsen und Stellingen laufen schon die Planfeststellungsverfahren. Ziel der Bauvorhaben ist es, den Lärmschutz zu verbessern und eine bessere städtebauliche Entwicklung zu fördern. 3,5 Kilometer der Autobahn sollen unter dem Deckel verschwinden. In Bahrenfeld/Othmarschen wird der Deckel insgesamt 2030 Meter lang sein.

Zuletzt ist das Projekt in die Kritik geraten, als bekannt wurde, dass sich die ursprünglich angedachten Kosten von 395 Millionen Euro auf 550 Millionen Euro erhöhen würden. Finanziert wird das Projekt vom Bund, jedoch beteiligt sich Hamburg an den Kosten, weil die Stadt die größtmögliche Deckellösung realisieren will.

Die neuen Pläne für Kleingärten auf dem künftigen Autobahndeckel stoßen bei den betroffenen Garten-Initiativen allerdings weiter auf Skepsis. Nach ihren Angaben sind allein im Bezirk Altona mehr als 500 Parzellen betroffen. Diese Gärten, die teilweise schon vor 90 Jahren angelegt worden waren, sollen zur Finanzierung des Hamburger Anteils am Deckel für Wohnbauflächen verkauft werden. Doch auf den Ersatzflächen des künftigen Deckels gebe es kaum genügend Platz für alle Parzellen, heißt es bei den Hamburger Kleingärtnern. "Wir sind da weiter sehr, sehr skeptisch - viele Kleingärtner werden wohl aufgeben müssen", sagt Ralf Hendel, Sprecher der Initiative Schreberspacken.

Weiterer Kritikpunkt: Auf dem Deckel sei die Anlage eines Kleingartens gar nicht möglich. Hendel: "Dort wird man weder Bäume anpflanzen können noch Holzpflöcke für Spielgeräte in den Boden rammen, weil die Schutzfolie darunter dann gefährdet ist." Die Kleingärtner seien nicht gegen den Deckel, aber "wir meinen, das soll solide finanziert werden und nicht ungerecht zulasten der Gärten", sagt Hendel. Viele Möglichkeiten des Protests bleiben den Schrebergärtnern in Altona allerdings nicht. Ein Bürgerbegehren gegen den Verkauf der städtischen Gartenareale war mit gut 9000 Unterschriften sehr erfolgreich - doch schon der schwarz-grüne Senat hatte 2009 die Angelegenheit im "gesamtstädtischen Interesse" dem Bezirk Altona entzogen und damit das Bürgerbegehren so ausgehebelt.

Eine letzte Chance, auf die Ausgestaltung des A-7-Deckels Einfluss zu nehmen, hat die Bevölkerung jedoch noch im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens, das frühestens im Jahr 2013 eingeleitet werden soll. Zu diesem Zeitpunkt kann noch Einspruch erhoben werden. Ist das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen, folgen Ausschreibungen - und der Bau kann beginnen. Oberbaudirektor Walter geht davon aus, dass sich dies noch bis zum Ende des Jahrzehnts hinziehen wird.