Die Zeit des Vagabundierens ist für Sarah McKenzie erst einmal vorbei. Als die junge australische Jazzsängerin vor zwei Jahren nach Paris kam, hatte sie nur ein 90-Tage-Visum für die EU, war aber ständig auf Tournee in ganz Europa. „Ich war alle zwei Wochen woanders und habe nur aus zwei Koffern gelebt, in denen ich meine ganze Habe verstaut hatte“, erzählt sie. „Paris In The Rain“ heißt ihr aktuelles internationales Album, das auf dem renommierten Jazz-Label Impulse Records erschienen ist. In ihrer australischen Heimat hatte sie zuvor schon zwei Platten mit swingendem Vocal Jazz veröffentlicht, die im Rest der Welt jedoch keine Aufmerksamkeit erregt haben.

„Paris In The Rain“ reflektiert in seiner Songzusammenstellung McKenzies unstetes Künstlerleben. „Tea For Two“ ist eine Hommage an London, „When In Rome“ und „Paris In The Rain“ tragen die Städtenamen bereits im Titel, „Antonio Carlos Jobims „Triste“ steht für McKenzies Zeit in Portugal, „Road Chops“ generell für das Leben auf der Straße. Fünf der Songs hat die singende Pianistin selbst geschrieben, die sieben anderen sind Nummern aus dem riesigen Repertoire an Jazz-Standards. In diesem historischen Stil schreibt McKenzie auch ihre eigenen Songs. Vocal Jazz, wie er in den 40er- und 50er-Jahren von Sängerinnen wie Sarah Vaughan oder Elle Fitzgerald berühmt gemacht wurde und wie ihn heute zum Beispiel noch Diana Krall spielt.

Aufgenommen hat die 29-Jährige das Album jedoch in New York, produziert wurde es von Brian Bacchus, der schon für Herbie Hancock, Stevie Wonder, Norah Jones und Gregory Porter gearbeitet hat. Nur drei Tage dauerten die Aufnahmen. Zu den Musikern, die Bacchus für die Sessions zusammengetrommelt hatte, gehörten unter anderen Reuben Rogers (Bass) und Gregory Hutchinson (Schlagzeug), die als Duo als eines der weltbesten Rhythmusgruppen im Jazz gelten, der Gitarrist Mark Whitfield und die Saxofonisten Ralph Moore und Scott Robinson. „Obwohl ich die Jüngste in diesem Team war, habe ich die Musiker von meiner Vision und von meinen Vorstellungen überzeugen können. Und das, obwohl ich eigentlich sehr schüchtern bin.“

Wenn sie zu ihrem Hamburg-Debüt am 3. Mai in die Kulturkirche Altona kommt, wird von diesen US-Musikern zwar niemand dabei sein, aber im Mittelpunkt steht ohnehin der Gesang von Sarah McKenzie. Wenn sie hinter dem Flügel sitzt und sich in ihre eigenen Songs oder die Interpretationen des „Great American Songbook“ hineinkniet, fängt die Musik an zu leuchten. Dass sie in Hamburg in einer Kirche auftreten darf, freut McKenzie besonders. „Das passt perfekt, weil Jazz eine sehr spirituelle Musik ist.“

Sarah McKenzie Mi 3.5., 20.00, Kulturkirche Altona (Bus 25); Max-Brauer-Allee 199, Karten zu 36,20 im Vorverkauf; www.sarahmckenzie.info