Literaturförderung kann es nicht genug geben, deshalb gilt das auch für die Literaturfestivals. Denn die sind, besonders, wenn sie auch Kinder- und Jugendveranstaltungen im Programm haben, Literaturförderung in reinster Form.

Unter diesen Gesichtspunkten ist es immer noch bedauerlich, dass es seit 2013 die Vattenfall-Lesetage in Hamburg nicht mehr gibt, weil sich der Hauptsponsor zurückzog. Ein großes Frühjahrsfestival mit literarischer Vollverpflegung fehlt der Hansestadt seither, und das ändert sich auch in diesem Jahr nicht. Oder besser: nicht ganz. Denn einige hochkarätige Lese-Abende unter einem neuen Banner gibt es eben doch, ein feines Minifestival: „High Voltage“ heißt es.

Für „High Voltage’“ (englisch für „Hochspannung“) hat das Literaturhaus einen Sponsor akquiriert, der wie Vattenfall in der Energiebranche zu Hause ist: Das Stromnetz Hamburg stellt auch seine Räume für einige Veranstaltungen zwischen dem 20. und dem 26. April zur Verfügung. Weitere Orte sind Literaturhaus, Magazin-Kino, Handelskammer, die Staats- und Universitätsbibliothek, das Erika-Haus sowie das Warburg-Haus.

Das Erwachsenen-Programm ist eine solide Zusammenstellung deutscher und internationaler Schriftsteller: Außer Jostein Gaarder und Clemens Meyer stellen Sarah Bakewell, Zsuzsa Bánk und Eva Menasse ihre aktuellen Bücher vor. Der Übersetzer Andreas Nohl präsentiert gemeinsam mit dem Schauspieler Felix von Manteuffel seine neue Edgar-Allan-Poe-Übertragung.

Im Kinderprogramm treten Maja Nielsen, Ute Wegmann, Joachim Hecker, Uticha Marmon, Arne Rautenberg und Jan von Holleben auf.

Jostein Gaarder, 1952 geboren in Norwegen, wurde einst mit dem Roman „Sofies Welt“ bekannt. Den Erfolg hat er nicht wiederholen können, unverdrossen weite geschrieben hat er dennoch. Sein neuer Roman „Ein treuer Freund“ ist ein typischer Schelmenroman skandinavischer Prägung: Der Einsiedler Jakop Jacobsen spricht eigentlich nur mit seiner Handpuppe, geht aber für sein Leben gern auf Beerdigungen ihm unbekannter Menschen. Diese Marotte wird eines Tages von Agnes durchschaut, in die sich Jakop prompt verliebt. Und so wird aus dem Schelmen- auch ein Liebesroman. Gaarder stellt ihn am 20.4. im Magazin vor.

Der zu Recht hochgepriesene und mit etlichen Preisen ausgezeichnete (unter anderem dem Mara-Cassens-Preis) Clemens Meyer hat einen Erzählungsband geschrieben, aus dem er am 21.4. in der Handelskammer liest. In den Geschichten von „Die stillen Trabanten“ widmet sich Meyer den Gestalten der Nacht. Einem Lokführer etwa oder einem Wachmann. Sprachmächtig wie immer, mit einem Thrill, der aus Sprache und Inhalt gleichermaßen kommt. Erzählungsbände werden oft stiefmütterlich behandelt, warum eigentlich?

Einen Erzählungsband hat zuletzt auch die in Berlin lebende Österreicherin Eva Menasse geschrieben. Ihre Erzählungen sind dabei allesamt von kuriosen Tiermeldungen inspiriert. Demgemäß heißt ihr Buch plakativ „Tiere für Fortgeschrittene“. Von seiner Entstehung berichtet die Journalistin und Schriftstellerin am 26.4. in der Staatsbibliothek.

„High Voltage“ Do 20.–Mi 26.4., Auftakt mit Jostein Gaarder Do 20.4., 19.30, Magazin-Kino (Bus 20, 118), Fiefstücken 8a, Tickets zu 12,-/ erm. 8,-; Infos/Programm: www.literaturhaus.de