Konfrontiert mit der Jahreszahl 1992, macht es bei Kirsten Sprick und Thorsten Brand sofort Klick. „Da hat sich die Steife Brise gegründet“, sagt Sprick. „Und hat da nicht auch Hidden Shakespeare bei einem Festival auf Kampnagel erstmals von sich reden gemacht?“, fragt Brand beim Tischgespräch. Es war zwar erst einige Monate später im Jahr ‘93 beim „Junge Hunde“-Festival, dennoch feiern die beiden Ensembles in diesem Jahr 25. Jubiläum. Im Genre Improvisationstheater sind sie längst alte Hasen und die professionellen Platzhirsche unter etwa 15 Hamburger Improgruppen.

Schnelles Assoziieren hilft in diesem Metier, wissen beide. Kirsten Sprick hat Hidden Shakespeare mit ihrer Schauspielkollegin Mignon Réme quasi im Wohnzimmer aus der Taufe gehoben. Brand, der im Kellertheater am heutigen Johannes-Brahms-Platz mit dem Spielen begann, fand dort junge Gleichgesinnte für die Gründung der Steifen Brise. Mit ersten, auf die Bühne gebrachten Übungsformen und Spielen des britisch-kanadischen Dramaturgen Keith Johnstone (84), eine Art Guru des Improtheaters, fing es an.

Seit Jahren schon sind Hamburgs Top-Ensembles national und international vernetzt. Das zeigt sich auch beim von der Steife Brise organisierten Improtheater-Festival „Törn“ von diesem Mittwoch bis Sonntag auf gleich sechs Hamburger Bühnen. Für den Auftakt heute (20 Uhr) im Imperial Theater bei einer Spezial-Ausgabe der von Brand moderierten Game-Show „Improslam“ gibt es nur noch Restkarten – diesmal wirken ein Dutzend Spieler aus aller Welt mit. Etwas entspannter ist die Ticketlage für den Musical-Abend „School of Impro Rock“ (30.3.) und den Theatersport International (31.3., jew. 20 Uhr), mit dem die Steife Brise jeweils in die Fabrik zurückkehrt, ihre allererste Spielstätte. Gesungen und agiert wird auch hier in leicht verständlichem Englisch.

Im Ausland, meinen die hiesigen Impro-Pioniere, habe ihr Genre noch immer einen höheren Stellenwert als hierzulande. „In der Musik ist Improvisation etwas sehr Angesehenes, warum bei uns im Theater nicht?“, fragt Kirsten Sprick, die mit Hidden Shakespeare am Sonnabend (20 Uhr) im Lichthof spielt. Können „normale“, an Text gewöhnte Schauspieler überhaupt in den Impro-Modus schalten? „Nein, die haben eine Schweineangst“, sagt Brand grinsend. Angst, sich zu blamieren. Der Gegenbeweis folgt am Donnerstag (20 Uhr) im Nachtasyl beim Theatersport-„Ehrenduell“ der Thalia Tigers mit der Brise.

Scheitern, wissen Sprick und Brand aus langjähriger Erfahrung, gehört beim interaktiven Improtheater immer auch dazu. „Wir agieren aus dem Moment heraus, und die Zuschauer sind Teil davon, wie etwas entsteht“, beschreibt Kirsten Sprick die Faszinaton für Spieler und Publikum. Es muss transparent sein. Brand sagt: „Wenn ich mich selbst überrasche, dann lache ich.“ Möge er damit auch beim großen Festival nicht allein bleiben!

„Törn“ Mi 29.3.–So 2.4., auf sechs ­Hamburger Bühnen, Karten zu 13,- bis 18,- und Programm unter www.toern-festival.de