Wir fliegen hoch über dem Hudson River auf Manhattan zu. Die Morgensonne bescheint den Central Park und jemand beginnt beiläufig über seine aktuelle Beziehung zu plaudern. Haben wir es hier etwas mit einem neuen Woody-Allen-Film zu tun? Nicht ganz.

Die New Yorker Welt, in die wir hier abtauchen, ist animiert und äußerst farbenfroh, der Titelsong („Welcome To New York“ von Taylor Swift) zielt mit seinem fanfarenartigen Mainstreampop auf das ganz große Familienpublikum und der Ich-Erzähler ist ein Terrier namens Max (in der deutschen Fassung gesprochen von Jan Josef Liefers).

Willkommen bei „Pets“, dem neuen Animationsfilm von Illumination Entertainment, jener Produktionsfirma, die mit den „Ich – Einfach unverbesserlich“-Filmen und vor allem mit ihren „Minions“ in beachtlichem Tempo zum Branchenprimus aufgestiegen ist.

Erzählt wird zunächst mit einigem satirischen Biss vom Verhältnis der Stadtmenschen zu ihren Haustieren. Max sieht sich als der „perfekte Partner“, der treu ergeben den ganzen Tag nichts anderes zu tun hat, als zu Hause der Rückkehr seines Frauchens Katie (Sängerin Stefanie Heinzmann) entgegen zu hecheln. Das funktioniert hervorragend – bis Katie eines Tages den riesigen, zotteligen Neufundländer Duke (Dietmar Bär) aus dem Tierheim mit nach Hause nimmt.

Ein erbitterter Revierkampf bricht zwischen Max und Duke aus – natürlich nur, wenn beide allein sind. Erst als sie ihrem Hundesitter im Park von der Leine entwischen und in die Fänge eines weißen Kaninchens namens Snowball (Fahri Yardim) und dessen „Untergrundarmee der ausgesetzten Haustiere“ geraten, lernen Max und Duke nach und nach, dass sie sich gegenseitig helfen müssen, wenn sie im Dschungel der Großstadt überleben wollen.

Tatsächlich verwandelt sich „Pets“ hier in ein Action-Drama mit deftigen Milieu­beschreibungen. Viel lässt an Scorseses „Gangs Of New York“ denken oder an die „West Side Story“ (nicht zuletzt wegen Alexandre Desplats Filmmusik). Und der Plot erinnert nicht von ungefähr an den ersten „Toy Story“-Film.

Der anarchistisch-fröhliche Klamauk von „Ich – Einfach unverbesserlich“ findet sich eigentlich nur in einer langen, traumartigen Sequenz, in der sich Max und Duke in eine Wurstfabrik verirren. Sie erleben eine wahre Orgie, in der sich ihnen aufreizend geschminkte Wiener und Frankfurter Würstchen in klassischen Busby-Berkeley-Formationen tanzend zum Gefressenwerden darbieten.

In dieser inhaltlich reichlich überflüssigen Szene steckt die ganze Widersprüchlichkeit von „Pets“. Dieser Animationsfilm ist so voll von unterschiedlichsten Charakteren, prall von Action und kalauerndem Witz, dass einen nach und nach das Gefühl beschleicht, hier habe jemand das Vertrauen in die Stärke seiner eigentlichen Geschichte verloren. Die Macher ballern den Kinozuschauer ziemlich voll mit Eindrücken, wohl aus Angst, ihn auch nur eine Sekunde langweilen zu können.

Die Rechnung geht auf, aber das nächste Mal darf’s dann gerne doch ein bisschen weniger sein.

„Pets“ USA 2016, 87 Min., o. A., R: Chris Renaud, Yarrow Cheney, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek; www.pets-film.de