Seit dem späten 18. Jahrhundert war Italien das Sehnsuchtsziel der deutscher Künstler. Auch Franz Ludwig Catel (1778–1856) gehörte zu den vielen Malern, die sich auf dem Weg über die Alpen machten, um im Süden die Monumente der Antike, aber auch die Landschaft und das pittoreske Volksleben als Motive für sich zu entdecken. „Franz Ludwig Catel. Italienbilder der Romantik“, heißt die Ausstellung, in der die Kunsthalle einen der wichtigsten Landschaftsmaler seiner Zeit umfassend würdigt. Fast drei Jahrzehnte Forschungsarbeit hat Kurator Andreas Stolzenburg in dieses Projekt investiert, bei dem es sich um die von einem fast 500 Seiten starken Katalog begleitete ersten Retrospektive dieses bedeutenden Malers handelt. Zu sehen sind etwa 200 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken, die von mehr als 50 Leihgebern aus Europa und den USA stammen.

Nach seiner Ausbildung an den Kunstakademien von Berlin, Dresden und Paris traf der gebürtige Berliner 1811 in Rom ein, wo er sich der deutschen und nordeuropäischen Künstlergemeinde anschloss. Fasziniert vom Licht des Südens schuf er als Freilichtmaler großartige Landschaftsbilder von leuchtender Farbigkeit. Neben Rom-Motiven malte Catel am Golf von Neapel, an der Amalfi-Küste oder auch in Paestum, deren berühmte Tempel schon damals zahlreiche Reisende anlockten. Dabei interessierte er sich nicht nur für die antiken Ruinen, sondern stellte gern auch Szenen aus dem Volksleben dar, das bei ihm freilich oft idealisiert erscheint.

Mit diesen Genreszenen traf er den Geschmack vieler Italienreisender, die Erinnerungsbilder mit nach Hause nehmen wollten. Einer der berühmtesten Auftraggeber war der bayerische Kronprinz Ludwig (und spätere König Ludwig I.), der sich 1824 auch in Rom aufhielt. Als er im Kreis befreundeter Künstler den 40. Geburtstag des Architekt Leo von Klenze feierte, bestellte er bei Catel ein Erinnerungsbild. Das Gemälde „Kronprinz Ludwig in der spanischen Weinschenke zu Rom“ ist gewiss Catels berühmtes Bild. Jetzt kam es als Leihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlung München nach Hamburg. Fast ebenso bekannt ist das ebenfalls im Jahr 1824 entstandene „Bildnis Carl Friedrich Schinkels in Neapel“, das den berühmten Architekten auf einem Stuhl sitzend neben dem geöffneten Fenster zeigt, das einen weiten Blick über das Meer auf die Insel Capri eröffnet – und damit das Porträt mit einer wunderbaren Landschaftsdarstellung verbindet.

Franz Ludwig Catel. Italienbilder der Romantik. Bis 31.1.2016, Di-So 10.00 – 18.00, Di bis 21.00, Kunsthalle (S/U Hauptbahnhof), Glockengießerwall, Eintritt 12,-, erm. 6,- Katalog 39,-