Ein Mann sitzt allein in der Landschaft. Er genießt den Ausblick auf die Berge. Er tut es, so oft er kann. Und er kann oft, denn er hat viel Zeit. Alles, was ihn von einem Rentner unterscheidet, ist, dass er viel zu jung ist. Und dass er in einem Raumanzug steckt. Denn Mark Watney weilt nicht auf der Erde, sondern auf dem Mars. Er weilt dort ganz allein. Ein Robinson Crusoe allein auf einem fremden Planeten.

Eigentlich war der Biologe und Ingenieur Teil einer Mars-Mission der NASA, dem dritten bemannten Flug auf den Planeten. Aber schon an Tag sechs des Aufenthalts und ungefähr in Minute sechs des jüngsten Ridley-Scott-Films bricht die Hölle in Form eines Sandsturms los. Die Crew verlässt ihre Station und schafft es gerade noch in ihr Raumschiff. Mark Watney schafft es nicht. Er wird von einem davonsausenden Antennenschirm mitgerissen. Sein Bio-Scanner fällt aus. Das deuten die fünf Kollegen, darunter Jessica Chastain als Kommandantin, fatal fehl. Und treten den Rückflug ohne ihn an.

Mark Watney aber ist nicht tot. Er wacht auf und findet sich ganz allein auf dem fernen Planeten. Da die Mission auf einen ganzen Monat angelegt war, gibt es erst mal reichlich Proviant. McGyver-artig weiß er alles, was er vorfindet, für seine Zwecke zu nutzen. Ja, er lernt sogar Kartoffeln anpflanzen, mit den Sprossen aus der Kühlkost. Und, nun ja, dem eigenen Stuhlgang als Dünger. Mark Watney muss eigentlich nur noch auf seine Retter warten. Gäbe es da nur nicht zwei dumme kleine Problemchen: Die nächste Mars-Mission steht erst in vier Jahren an. Er muss also erst mal einen Weg finden, um Kontakt mit der Erde aufzunehmen, die ihn ja immer noch für tot hält.

Schon wieder ist Matt Damon allein im All: Gerde erst hat er in Christopher Nolans Science-Fiction-Drama „Insterstellar“ als zurückgebliebener Astronaut auch unlautere Mittel genutzt, um wieder zurückzukommen. Das war allerdings nur eine Nebenrolle. Jetzt, in Ridley Scotts „Der Marsianer“, hockt er abendfüllend verloren auf dem roten Planeten.

Aber hier dreht sich nicht alles nur um Matt Damon, die 138 Minuten sind keine One-Man-Show. „Der Marsianer“ ist vielmehr zwei Filme in einem: Hier der Astronaut, der ums Überleben kämpft. Und da die NASA, die tatsächlich Signale erhält, dass er noch lebt, und schließlich, da müssen die amerikanischen Zuschauer ganz stark sein, die Hilfe der Chinese annimmt, um ihn irgendwie zu retten.

Mit „Prometheus“ hat sich Altmeister Ridley Scott zuletzt zurück auf seine Sci-Fi-Anfänge von „Alien“ und „Blade Runner“ besonnen, was nicht jeder für gelungen hielt. Mit der Bibelschmonzette „Exodus: Götter und Könige“ hat er selbst hartgesottene Fans enttäuscht. Mit der Verfilmung von Andy Weirs Bestseller-Roman „Der Marsianer“ beweist der Kultfilmer, der im November 78 Jahre alt wird, nun aber eindringlich, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Dass er wie sein Crusoe auf dem Mars genau weiß, wie man aus alten Versatzstücken etwas Eigenes, Originelles bastelt. Der beste Scott seit Lichtjahren!

Der Marsianer – Rettet Mark Watney USA 2015, 138 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: Ridley Scott, Darsteller: Matt Damon, Jessica Chastain, Kristen Wiig, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Savoy (OF), UCi Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek