Die Ordnungszahl irritiert: Müsste ein „6. Hamburger Kammermusikfest International“ nicht fünf Vorläufer gehabt haben? Die hatte es auch, nur hieß die Konzertserie bis 2014 anders, nämlich „Russisches Kammermusikfest Hamburg“. Weiterhin einfach Russisch zu nennen, was die gewaltige Landmasse der ehemaligen UdSSR von 1922 bis 1991 umfasste, schien dem Veranstalter, der Verein Musikförderung e.V., wohl nicht länger angemessen.

Doch die Umbenennung bedeutet keine Abkehr vom Osten. Zwar reicht bei der Eröffnung am heutigen Dienstag im kleinen Saal der Laeiszhalle der Bogen mit Musik von Beethoven über Poulenc bis zu Penderecki geografisch und historisch weit. Doch Aurélien Pascal (Cello) und Pierre-Yves Hodique (Klavier) spielen auch eine Sonate des Russen Grigori Frid, dessen Musik bislang bei uns kaum bekannt ist – die Kammeroper „Das Tagebuch der Anne Frank“ immerhin wurde 2008 im Opernloft aufgeführt. Frid (1915–2012), der beinahe 100 Jahre alt wurde, taucht in sechs der acht Konzerte auf. Sein Werk kann deshalb dann doch als so etwas wie das geheime russische Kraftzentrum dieses Kammermusikfests gelten.

Die künstlerische Leiterin Elisaveta Blumina, die mit ihrem Trio im vergangenen Jahr einen Echo Klassik gewann, ist in zwei Konzerten als Pianistin zu erleben. Mit einem Solorecital (18.9., 19.30 Uhr, Rathaus Stade) und zum Abschluss, den sie mit Freunden und Musik von Weinberg, Schostakowitsch, Frid und Schumann am 4. Oktober in der Laeiszhalle spielt.

Einer der Höhepunkte dürfte der Abend mit dem Vogler Quartett und dem bedeutenden italienischen Pianisten Bruno Canino werden, die mit Werken von Schulhoff, César Cui und Frid alternierend musizieren, ehe sie sich zum Klavierquintett f-Moll von Brahms auf der Bühne vereinen – zu erleben am 14. September im kleinen Saal der Laeiszhalle.

Das Munich Winds Quintet lädt am 27. September (19. Uhr) in der Kulturkirche Altona mit vier Holzbläsern und einem Hornisten zu „einer musikalischen Reise von der Klassik über Klezmer zum Jazz“. Mit Flöte, Viola und Harfe extravagant besetzt ist das Trio, das am 24.. September n der Kulturkirche Russisches und Französisches spielt, zudem die Uraufführung einer „Pièce für Harfe“ des israelischen Komponisten Al Ravin. Bei zwei Konzerten spielt vielversprechender Nachwuchs.

6. Hamburger Kammermusikfest International Eröffnung Di, 8.9., 20 Uhr, Laeiszhalle, kleiner Saal, Eingang Gorch-Fock-Wall, sieben weitere Konzerte bis 4.10., Tickets zu 23, ermäßigt 17,50 Euro unter T. 390 84 81 oder info@musikfoerderung.de