Lukas Podolski hat einen großen, aber Sami Khedira hat den größten. Kein Zweifel. Wer sich davon selbst überzeugen will, der muss ins Museum für Kunst und Gewerbe (MKG), wo die Fußball-Sommerpause mit Paul Ripkes Fotoausstellung „One Night in Rio“ bis zum ersten Bundesliga-Wochenende verkürzt wird. Gleich am Eingang sehen die Besucher gestochen scharfe Porträtfotos aller WM-Teilnehmer – auf 150 Prozent vergrößert, mit 80 Millionen Pixeln. Und ob er will oder nicht: Khedira hat tatsächlich den größten, den größten Kopf.

Die Ausstellung besteht aber natürlich aus mehr als nur aus ein paar Charakterköpfen, aus viel mehr. Rund 16.000 Fotos hat der Hamburger Fotograf Paul Ripke in der Nacht der Nächte vor einem Jahr in Rio de Janeiro geschossen, damals, als die deutsche Fußballnationalmannschaft im Maracanã Weltmeister wurde. „Und 250 dieser 16.000 Fotos sind sogar etwas geworden“, sagt Ripke, der damit natürlich total durchschaubares fishing for compliments betreibt. Die Bilder sind nicht einfach nur gut, sie sind herausragend. Alle 250 Bilder sind seit Dezember in dem Buch „One Night in Rio“ zu bewundern, die besten 26 gibt’s im MKG.

Auf jedem einzelnen ist zu sehen, dass Ripke mit seiner Lycos-Kamera näher dran war an Deutschlands größtem Fußballmoment seit 24 Jahren als jeder andere. Der Hamburger ist kein externer Beobachter, der von außen die Fotos macht. Er ist Teil der Mannschaft, der auf dem Rasen, in der Kabine, im Flugzeug und auf der Fanmeile Eindrücke liefert, die Fußballfans so wohl noch nie von einer Nationalmannschaft bestaunen konnten.

Der Moment, als die Auswechselspieler mit dem Schlusspfiff auf den Rasen springen, ein heulender Miroslav Klose und ein einsamer Toni Kroos in der Aufwärmhalle. Bastian Schweinsteiger telefoniert in der Kabine mit seiner Mutter, Podolski posiert mit Kölner Kumpels. Ripkes Lieblingsbild: der WM-Pokal beim Sicherheitscheck auf dem Monitor mit Thomas Müller im Hintergrund. „Es sind echte Bilder“, sagt Ripke, der bei der Eröffnung seiner Ausstellung auch sein Erfolgsgeheimnis verriet: „Ich habe schon als Kind immer alles bekommen, was ich wollte.“ Und wie sehr er diese Fotos in dieser Nacht von Rio machen wollte, davon kann sich nun jeder selbst ein Bild machen.

„One Night in Rio“ Di 14.7., 10 bis 18 Uhr, Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz (Anreise hier), Eintritt: 10, ermäßigt 7 Euro; die Ausstellung ist bis zumSo 16.8., dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags von 10 bis 21 Uhr zu sehen