Das nennt man wohl ein Déjà-vu. Zugegeben, das Gefährt hat diesmal ein spacigeres Design, fast ganz aus Glas, so dass man in alle Richtungen schauen kann. Und diesmal sitzen auch keine Erwachsenen mit drin, sondern zwei Jungen ganz allein, ein Teenager und ein Halbwüchsiger, die durch den Park und seine Attraktionen fahren. Bis dann das Monster kommt, den Wagen auf den Kopf wirft, sein berühmtes böses gelbes Auge ganz dicht an die vor Angst schlotternden Kinder rückt und dabei einen grässlichen Schrei ausstößt. Willkommen zurück im Jurassic Park.

Gut 22 Jahre nach dem ersten Teil steht wieder Dino-Kino an. Steven Spielbergs „Jurassic Park“ hat eine nie geahnte, weltweite Dino-Manie ausgelöst, „Vergessene Welt“ war nur noch ein Abklatsch und Teil drei, in dem Spielberg die Regie an „Jumanji“-Regisseur Jon Johnston abtrat, das schwächste Werk der Reihe. Mit dem Tod des ­„Jurassic Park“-Erfinders Michael Crichton 2008 schien dann auch die Reihe gänzlich gestorben. Nun aber meldet sie sich mit „Jurassic World“ zurück.

Für den Neustart haben sich Spielberg, der wie immer als Produzent beteiligt ist, und der bislang reichlich unbekannte Regisseur und Mitautor Colin Trevorrow zwei einfache, aber wirkungsvolle Kniffe überlegt. Der erste Dreh: Der Park ist endlich in Betrieb. Er bietet Raum für mehr als 20.000 Gäste. Die können dann bei einer Jeep-Safari Fotos von friedlich weidenden Brontosauriern machen, mit Kanus durch Flüsse voller Echsen paddeln. Für die ganz Kleinen gibt es sogar Streichelzoos mit Mini-Dinos, für die Größeren ein Bassin mit einem Hainosaurus, das an Walfisch-Shows erinnert. 20.000 Gäste: Das heißt aber auch, dass es, wenn die Hölle erst mal losbricht, und das tut sie erwartungsgemäß, diesmal zu einer Massenpanik kommt, gegen die die paar Betroffenen der ersten Teile ein Klacks sind.

Der zweite, fast noch raffinierte Dreh aber ist der, dass es hier nicht mehr nur darum geht, die paläontologische Knochenarbeit mit echtem Fleisch zu füllen, ergo ausgestorbene Dickhäuter wieder zum Leben zu erwecken. Der Park, so erfahren wir einmal, ist schon seit gut zehn Jahren in Betrieb. Und läuft nicht mehr ganz so gut. Also versucht man es mit neuen Anreizen. Die Raptoren, von denen wir gelernt haben, dass sie die Schlimmsten sind, werden hier wie Zirkusvieh dressiert. Vor allem aber hecken die ehrgeizigen Wissenschaftler still und heimlich eine Spezies aus, die es nie gegeben hat, die aber „größer und lauter“ ist als jede zuvor. Weil die Kunden, so das zynische Kalkül, das angeblich so wollen.

Die gute Nachricht also an alle erwachsenen Kinozuschauer: Man muss sich nicht mehr von seinen naseweisen Kindern belehren lassen, welche Riesenechse da gerade durchs Bild stapft. Das Über-Monster von Teil vier trägt den Fantasienamen Indominus Rex, also sowas wie der Unbezähmbare, gegen den selbst der ­Tyrannosaurus Rex handzahm wirkt. Und natürlich ist es dieser Prototyp, der dann ausbricht und den schönen Park in Trümmer legt. Was ein paar Halbstars wie Chris Pratt und Bryce Dallas ­Howard verhindern müssen.

Ein bisschen Kritik an zynischer Konzernkalkulation ist dabei so unabdingbar wie die an der Genmanipulation: Die Tiere sind so raffiniert hochgezüchtet, dass sie so etwas wie Intelligenz entwickelt haben – und auch untereinander kommunizieren, um sich gegen den Menschen zu stellen. Was anfangs als mütterlicher Scherz gedacht war, kehrt sich alsbald in gnadenlose Realität: „Wenn dich was verfolgt, renn.“

Es ist sehr liebevoll, wie Regisseur Trevorrow hier die ersten drei „Jurassic“-Teile noch mal durchdekliniert, ohne sie bloß zu repetieren. So deutlich wie selten wird dabei auch die eigene Werbestrategie offen gelegt. Auf ihrer Jagd durch die Touristenanlage stürmen die Dinos nämlich auch Souvenirshops und trampeln Dino-Figuren, Shirt-Ständer und andere Memorabilien platt. Da wird die eigene Merchandising-Linie mit Lust niedergemacht. In einem Hollywood-Blockbuster dieses XXL-Ausmaßes fast schon ein subversiver Moment.

Der allerdings konterkariert wird von einem schamlos-ungenierten Product Placement: Im Freizeitpark trinkt man Starbuck’s-Kaffee und Coca Cola, fährt Mercedes und hantiert mit Samsung-Geräten. Und all das wird aufdringlich ins Bild gerückt. Das ist der einzig wirklich störende Moment in einem sonst rundum gelungenen Film-Reboot: „Jurassic World“ ist eigentlich ein Markenpark der Großkonzerne.

Jurassic World USA 2015, 124 Min., ab 12 J.,R: Colin Trevorrow, D: Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Irrfan Khan, Vincent D’Onofria, täglich in den Cinemaxx- und UCI-Kinos, im Hansa, Sony (OF), Studio