An das Jazzhouse in der Brands­twiete werden sich ältere Musikliebhaber noch erinnern, der Kellerclub existierte zehn Jahre lang zwischen 1966 und 1976. Die Brüder Fred und Egon Christmann gründeten den Club in einer Zeit, als der Jazz revolutionär wurde. Viele Neuerer des Jazz wie Albert Mangelsdorff, Johnny Griffin und Yusef Lateef, aber auch Oldtime-Kapellen oder die Folkband Hamburg City Preachers musizierten hier. 1976 bekam der Club einen neuen Namen, nannte sich Knust und wurde zum Hamburger Wohnzimmer vieler Americana-Bands. Inzwischen ist diese Konzertinstitution einem Neubau gewichen, das Knust ist an den Neuen Kamp gezogen. Doch die Programmmacher um Karsten Schölermann erinnerten sich an die alten Jazzhouse-Zeiten und wollen zwei Wochenenden mit Jazzkonzerten veranstalten – ein eher unübliches Format im Knust. Am 22. und 23. Mai geht Teil eins über die Bühne, im Oktober folgt Teil zwei.

Mit dem norwegischen Pianisten und Produzenten Bugge Wesseltoft haben die Knust-Leute ein Schwergewicht der lebhaften skandinavischen Szene verpflichten können. Wesseltoft ist der Gründer des Jazzland-Labels in Oslo, sein Studio mit dem Namen „Bugge’s Room“ ist ein Treffpunkt der Szene und ein Ort von vielen wichtigen Aufnahmen der letzten zehn Jahre. Wesseltoft hat gerade ein neues Album herausgebracht, das „Bugge & Friends“ heißt. Unter anderem ist der französische Trompeter Erik Truffaz dabei, außerdem Erik Holm und Marius Reksjö aus der Band Beady Belle. Wesseltoft spielt auf dem Album Jazz, der an den Fusion-Sound der 70er-Jahre erinnert.

Mit der Pianistin und Sängerin Johanna Borchert, 32, kommt eine der vielversprechendsten deutschen Jazzmusikerinnen ins Knust. Borchert lebt und arbeitet in Berlin und Kopenhagen. Sie hat auch klassisch indische Musik studiert und ist in ihren verschiedenen Bands an Grenzüberschreitungen und der Verschmelzung verschiedener Formen interessiert. „Es gibt tausend Musikeinflüsse, und es ist komisch, sich Jazzmusikerin zu nennen“, sagt sie. Ihr Album „FM Broadcast“ ist gerade für einen Echo Jazz nominiert worden. Die Begegnung zwischen Wesseltoft und Borchert eröffnet das lange Jazz­wochenende am Freitagabend.

Einen Tag später ist ein junger Soulsänger aus Großbritannien im Knust zu erleben. Er heißt Myles Sanko, hat gerade eine Tour mit Gregory Porter hinter sich und wird zum ersten Mal in Hamburg auftreten. Die zweite Band des Abends gruppiert sich um den Saxo­fonisten Stephan Abel, der unter dem ­Titel „Windmills Of Your Mind“ ein Programm mit Balladen spielen wird. Er wird von einigen der bekanntesten Hamburger Modern-Jazz-Musikern begleitet: Buggy Braune (Klavier), Olaf Casmir (Bass) und Heinz Lichius (Schlagzeug). Als Sänger ist Ken Norris dabei. Nach den Konzerten ist jedoch noch nicht Schluss: Am 22. Mai legt bis tief in die Nacht der Hamburger DJ Mzuzu auf, am 23. Mai öffnet Boca 45 aus Bristol seinen Koffer und packt coole Singles aus.

Jazzhouse Wochenende Fr/Sa 22./23.5., jeweils 21 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30 (Anreise hier), Karten Fr 27,25 Euro, Sa 16,75 Euro, Fr + Sa 32,50