Nun also auch Sean Penn: Nach Liam Neeson erobert ein weiterer Oscar-dekorierter Schauspieler in späteren Lebensjahren das adrenalingesteuerte ­Actiongenre. Und auch hier ist es Pierre Morel aus der Luc-Besson-Eurocorps-Schmiede mit rasenden Schnitten, harten Fäusten und schnellen Schüssen, der ihm auf die Sprünge und an die Waffen hilft. Während Liam Neeson dabei allerdings, aller Brachialgewalt zum Trotz noch ziemlich lässig aussah, wirkt das bei dem 54-jährigen Sean Penn, der noch nie für Lässigkeit und Humor bekannt war, eher angestrengt und verbissen.

Mit den im Vorjahr aufgepumpten Muskeln, mit pulsierenden Adern unter sehniger Reptilienhaut, wie man sie sonst vor allem von Sylvester Stallone kennt, mutet dieser Auftritt eher wie eine Bewerbung für die Aufnahme in den Bund der „Expendables“ an.

Dabei fängt die Sache gar nicht so schlecht an, mit Fernsehnachrichten von den Bürgerkriegswirren im Kongo, (der 1981 geschriebene Roman wurde gehörig nach vorn gepusht), in denen nationale Militärs, gewalttätige Rebellen und Vertreter westlicher Wirtschaftsinteressen um Kontrolle streiten. Nun könnte ein Politthriller beginnen, in dem Penn jenen Jimmy Terrier spielt, dessen Firma offiziell eine Flugzeuglandebahn baut, inoffiziell aber westliche Wirtschaftsinteressen mit Waffengewalt durchsetzt. Stattdessen wird schwerfällig und überdeutlich ein Liebesdreieck etabliert: Terrier ist mit der wesentlich jüngeren Ärztin Annie (Jasmine Trinca) liiert, die mit langen, gebräunten Beinen und verführerischem Lächeln vor allem für das Aussenden von Sex-Appeal-Signalen zuständig ist.

Als Terrier und sie sich in einer Bar in ­Kinshasa treffen, wird das ostentativ zur Schau gestellte Liebesglück von Felix (Javier Bardem) mit ebenso offensichtlicher Eifersucht taxiert. Als Felix dann das Mordkomplott gegen den Bergbauminister leitet, ist das eine willkommen Gelegenheit, seinen Konkurrenten loszuwerden, da der Schütze gezwungen ist, das Land unverzüglich zu verlassen: „Kümmere dich um Annie“, raunt der arglose Terrier noch.

Acht Jahre später entsteigt er nach einem Surfabenteuer den Wellen an der afrikanischen Küste, wie ein billiges Imitat schaumgeborener Bond-Helden wie Ursula Andress und Daniel Craig. Er ist an den Ort seiner früheren Gräueltaten zurückgekehrt, als Buße baut er jetzt Brunnen in dem Land, das nach dem Anschlag der Amerikaner in unkontrollierbares Chaos gefallen ist.

Eines Tages stürmt unvermittelt ein Hinrichtungskommando an seine Baustelle, das Terrier natürlich ausschalten kann. Danach hetzt er rastlos von Afrika über London und Barcelona nach Gibraltar, um seine unsichtbaren Gegner zu lokalisieren. Unterstützt wird er dabei von einer Riege großartiger, aber unterbeschäftigter Schauspieler wie Ray Winstone als alter Gefährte mit guten Kontakten, Mark Rylance als zwielichtiger Konzern­manager und Idris Elba als FBI-Agent, der ihn zur Zusammenarbeit bewegen will.

Der Stoff, (der in diesem Fall nicht von Luc Besson, sondern von Joel Silver produziert wurde, mit Unterstützung von Sean Penn, der sich nicht nur als Hauptdarsteller und Produzent sondern auch als Drehbuchautor eingebracht hat) stammt aus einer Zeit, in der noch sehr viel leiser und ruhiger erzählt wurde. Der Erzählduktus des seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr verfilmten, französischen Autors Jean-Patrick Manchette sperrt sich gegen den modernen Hyperaktivismus, gegen das Hetzen von Level zu Level.

Auch ist Pierre Morel der falsche Regisseur für einen Politthriller, der im Kern durchaus Potenzial hat. Statt sich auf brütende Atmosphäre und brisanten Zündstoff zu verlassen, reiht er atemlos Szenen aneinander, statt sich in den Fluss des Erzählens zu fügen.

The Gunman E/GB/F 2015, 115 Minuten, ab 16 Jahren, Regie: Rierre Morel, Darsteller: Sean Penn, Javier Bardem, Idris Elba, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek