Hamburg.

Griechenland steht in Flammen, buchstäblich. Ein riesiger Waldbrand, vorsätzlich entfacht, bedroht das Leben der Bewohner und zerstört, was man sich lange aufgebaut hat. Auch in der restlichen Gesellschaft des Landes lodert es in diesen Krisenzeiten. Das Private und das Politische gehören zusammen, jetzt mehr denn je. Die Krise hat tiefe Spuren hinterlassen in Griechenland, nicht zuletzt in den zwischenmenschlichen Beziehungen.

Maria (Angeliki Papoulia) ist eine, die Dinge anpackt und sich durchkämpft. Ob am Boxsack oder im Jurastudium, dem sie neben der Kindererziehung nachgeht, während ihr Mann Yannis (Vassilis Doganis) als Matrose im fernen Hamburg Geld verdient. Und für die hoch verschuldeten Eltern legt sie sich mit Banken und Behörden an. Danken wird es ihr am Ende niemand, zu erdrückend liegt die Agonie über allem.

Konstruiert ist „A Blast – Ausbruch“ wie ein Film Noir, die Handlung springt immer wieder in der Zeit, ohne dass die Ebenen eindeutig erkennbar wären. Statt langer Schatten inszeniert der Regisseur Syllas Tzoumerkas seine Figuren im gleisenden Sonnenlicht, das die Verfehlungen und aufkommende Panik umso sichtbarer werden lässt. Es sind die Wut und Ohnmacht der jüngeren Generation, die sich in dieser griechischen Tragödie Bahn brechen. Über das Versagen ihrer Eltern und die Konsequenzen der von den Alten verschuldeten Misere, die ihre Nachkommen nun ausbaden müssen. Mit einem Furor seziert Tzoumerkas die Zustände der griechischen Gesellschaft, leise Zwischentöne sind seine Sache nicht.

Bei ihm geht der Niedergang weit über das rein wirtschaftliche hinaus. Er wird zur gesellschaftlich-moralischen Verwerfung, bei der es nur Opfer geben kann.

So schwer sich das Land tut, die Wirtschaftskrise zu überwinden, so sehr weiß sie eine junge Generation Filmschaffender zu nutzen. Tzoumerkas ist nur das jüngste Beispiel einer neuen griechischen Welle, zu der Filme wie „Doogtooth“ oder „Attenberg“ zählen, die mit geringen Mitteln dem lähmenden Dauerzustand trotzen und dafür sorgen, dass zumindest das hellenische Kino wie Phönix aus der Asche steigt.

„A Blast – Ausbruch“ GR/D/NL 2015, 84 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: Syllas Tzoumerkas, Darsteller: Angeliki Papoulia, Vassilis Doganis, Maria Filini, täglich (OmU) im 3001, Schanzenstraße 75, Eintritt 8, ermäßigt 5,50 Euro