„Während andere seiner Generation an Ehrgeiz nachgelassen haben, ist Dave Liebman unbeirrbar neugierig geblieben hinsichtlich des Komponierens und Ausprobierens neuer Stile. Er ist ein Kämpfer“, schreibt Ben Ratliff, Jazzkritiker der „New York Times“. Von Liebmans nicht nachlassender Lust, sich auf Neues einzulassen und dabei die Autorität seiner jahrzehntelangen Erfahrung in die Waagschale zu werfen, profitiert jetzt der in Hamburg lebende und studierende Schlagzeuger Nathanel Ott. Die Begegnung mit dem Großmeister des US-Jazz heute im Golem markiert den Beginn der Reihe „Mixed Generations“, die die Jazz Federation Hamburg mit Unterstützung der Stiftung Feldmann kulturell und der Oscar und Vera Ritter Stiftung initiiert hat.

Liebman, Jahrgang 1946, geboren und aufgewachsen in Brooklyn, hat nicht nur mit allen Großen des Jazz von Miles Davis bis zu Michael Brecker und Joe Lovano gespielt; er ist ein Stilist auf dem Tenor- und vor allem dem Sopransaxofon, auch als Bandleader, Komponist und Pädagoge hat er ein beeindruckendes Lebenswerk geschaffen.

Ott, aufgewachsen in Augsburg, kam vergleichsweise spät zum Schlagzeug. Bis er 18 Jahre alt war, galt sein Interesse der Geige und der klassischen Musik. Dave Liebman hat Ott sich als Mentor ausgesucht, weil dessen Ton und unverkennbare Spielweise maßgeblich seine Entscheidung beeinflussten, sich auf einem für ihn neuen Instrument dem Jazz zuzuwenden.

Auch das Publikum darf von dieser Mentorenbegegnung profitieren. Die beiden Musiker konzertieren heute in ungewöhnlicher Quartettbesetzung im Golem. Anstelle eines Harmonieinstruments tritt ein zweites Saxofon hinzu, das bei Sebastian Gille, dem Hamburger Jazzpreisträger 2015, in den besten Händen ist. Den Bass spielt Robert Landfermann, der weit über Deutschlands Grenzen hinaus zu den großen Autoritäten des Tieftonwesens der jungen Generation gehört.

Die Besetzung soll an ein Konzert im Lighthouse Café von 1972 erinnern, bei dem Liebman mit dem Coltrane-Schlagzeuger Elvin Jones im Quartett spielte und das für eine LP mitgeschnitten wurde. Und so kommt noch ein zweiter, freilich vor Jahren gestorbener virtueller Mentor des Nathan Ott ins Spiel, eben jener Elvin Jones.

Wer den Jazz lange genug liebt, dass er (oder sie) Elvin Jones noch live erlebt hat, der wird in der unbändigen physischen Präsenz und Musikalität von Nathan Ott etwas wiederfinden vom Geheimnis, vom Drive, vom Puls des Trommelkraftwerks Elvin Jones.

Mixed Generations: Nathan Ott meets Dave Liebman Mi 15.4., 20.30, Golem (Bus 111), Große Elbstraße 14, Tickets 18,- (erm. 12,-)