James Ellroy ist kein Autor, der sich damit zufrieden gibt, einen Kriminalroman zu schreiben, um danach den nächsten in Angriff zu nehmen. Ellroy, 67, will mehr, er will das ganz Große, das gewaltige Epos zur jüngeren Geschichte und zur Gegenwart der Vereinigten Staaten.

Ellroy ist der Chronist des amerikanischen Schreckens: In seiner monumentalen „Underworld USA“-Trilogie hat er den moralischen und politischen Verfall jener Jahre der Attentate auf John F. Kennedy, Martin Luther King und Robert Kennedy beschrieben, im „L.A. Quartett“ geht es um die 40er- und 50er- Jahre. Darin enthalten ist der Roman „L.A. Confidential“, der von Curtis Hanson mit Russell Crowe, Kim Basinger und Kevin Spacey kongenial verfilmt wurde.

An dieses „L.A. Quartett“ knüpft Ellroy in seinem jüngst erschienenen Thriller „Perfidia“ an, aus dem der Autor am heutigen Dienstag im Literaturhaus lesen wird. Auch in seinem aktuellen Werk kleckert Ellroy nicht, sondern klotzt: Auf 940 Seiten nimmt er die Leser mit auf einen Höllenritt durch jene gefährlichen Tage nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941.

Ellroy rekrutiert für seine aus Fakten und Fiktion gesampelte Story auch Personal aus seinen früheren Romanen, längst Verstorbene werden wieder zum Leben erweckt, darunter auch Elisabeth Short aus „Die schwarze Dahlie“. Zudem treten auf Personen der Zeitgeschichte: Bert Brecht, Gloria Swanson, Gary Cooper. „Perfidia“, was im Spanischen Verrat bedeutet, ist angelegt als zweites „L.A. Quartett“, das im Jahr 1978 enden soll.

Die Treiben von vier Menschen verwebt dieses wuchtige Werk, drei Männer, korrupte Polizisten allesamt, und eine Frau, auch sie von skrupelloser Art. Sie alle leben nur zu ihrem Vorteil, moralisch degeneriert bis zur seelischen Fäulnis, und gehen für dieses Leben über Leichen. Darunter leiden muss die japanisch-stämmige Bevölkerung. Es ist eine Zeit der Gewalt, der Aggression, der rassistischen Ausschweifungen. Dabei steht der Mord an einer japanischen Familie im Zentrum der polizeilichen Ermittlungen.

„Perfidia“ liest sich wie mit dem Maschinengewehr geschrieben. James Ellroy ist und bleibt ohne Vergleich.

James Ellroy liest dt. Stimme: Michael Paweletz, Moderation: Susanne Weingarten, Di 17.3., 19.30 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38, Eintritt 12,-/9,-/7,- Euro;