Was hat dieser Mann bloß, was andere nicht haben? Ja, nee, is klar – eigentlich ist Atze Schröder ja gar kein richtiger Kerl, sondern nur eine Kunstfigur. Das hat sich längst herumgesprochen. Denn Extrem-Minipli, Pilotenbrille, enges T-Shirt, Jeans und dazu noch blaue Cowboy-Stiefel, das trägt man(n) – wenn überhaupt – auch bei uns im Norden nur noch auf der Riesen-Faschings- und Fummelfete Lilabe oder im Sommer beim Schlagermove auf St. Pauli.

Doch mit Atze Schröder, diesem durchaus sympathischen Porsche-Proll aus Essen-Kray, der nach eigener Aussage seit jeher weiß, „wo der Frosch die Locken hat“, fährt sein Darsteller seit Jahren auf der Überholspur im deutschen Comedy-Geschäft. Atze Schröder ist noch immer einer der beliebtesten Komiker hierzulande. „Richtig fremdgehen“, heißt seines neues Solo(!)-Programm, mit dem er auf seiner Tournee durch die hiesigen Multifunktionsarenen am 7. März in der Hamburger O2 World Station macht. In der hatte er schon vor drei Jahren 12.000 Fans bespaßt – „Schmerzfrei“, so lautete der damalige Programmtitel.

In der Zwischenzeit ist der fünfmalige Gewinner des Deutschen Comedypreises sogar unter die Literaten und auf Lesetour gegangen. In dem satirischen Episodenroman „Und dann kam Ute“ hat Schröder die Liebesgeschichte mit der aus seinen Bühnenerzählungen bekannten schwangeren Waldorf-Pädagogin und Vegetarierin vertieft. Dass sich auch damit Kohle machen lässt, hätte er wohl selbst nicht gedacht, als er vor 20 Jahren noch als Schlagzeuger in der „Schmidt-Mitternachtsshow“ spielte und zwischenzeitlich auch auf St. Pauli wohnte. Erst danach wurde er vor allem dank seiner RTL-Serie „Alles Atze“ (bis 2006) populär.

Die große weite Welt der Fernsehpromis, der Kindererziehung und der Partnersuche ist für Schröder und sein Autorenteam seit Jahren ein gefundenes Fressen. Das hat er schon mit Parodien auf den potenten „Kaiser“ Franz und den massiven Fußballmanager „Calli“ Calmund und deren Paarungsverhalten („Nehme ich die Nord- oder die Südroute?“, fragte seine Frau) genüsslich durchgekaut. Der Münchner Schauspieler und Juristensohn Fritz Wepper, 73, hingegen verstand weniger Spaß und untersagte Schröder gerichtlich, die Zeugung des kleinen Wepperleins mit Weppers 36 Jahre jüngerer Geliebten in seiner Show auszubreiten.

Der Blick durch die Schlüssellöcher der verlotterten Republik darf aber in Schröders neuem Programm ob des Titels nicht fehlen. Zum Alltags-Potpourri der Lebensberatung gehören bei ihm eben auch derbe Scherze über Beckenbauer, Becker, Seehofer und Frankreichs Fremdgänger Hollande. So lüftet er die Bettdecke der Sünde.

Und Atze Schröder, der laut der fiktiven Biografie Ende September seinen 50. Geburtstag feiert, macht ohnehin niemand was vor, sei es im Swinger-Club oder an der Bar. „Kellner, ein Clausthaler und ein Cognac!“ – erst mit solch einer Bestellung mache sich ein Mann interessant, hat er bereits in seinem vorigen Programm behauptet.

„Richtig fremdgehen“ Sa 7.3. 20..00, O2 World (S Stellingen + Shuttle-Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten zu 34,60 in allen HA-Ticket-Shops und unter der HA-Ticket-Hotline T. 30 30 98 98; www.atzeschroeder.de