Das berühmte „Ruckedigu, Blut ist im Schuh“ hat Shakespeare-Experte Kenneth Branagh gestrichen. In Branaghs von Disney produziertem Märchenfilm „Cinderella“ schneidet sich niemand hysterisch an seiner Ferse herum, um in einen viel zu kleinen Schuh zu passen und so den Prinzen hinters Licht zu führen. Auch sonst fließt kein Blut, und sogar Trübsal wird auf ein Minimum beschränkt.

Stattdessen schwelgt Branaghs Realverfilmung in Farben, pittoresken Landschaften und fantastischen Szenerien. Ach, und die so bedeutsamen Schuhe sind wieder gläsern – die Kristallfirma Swarowski war an der Entwicklung beteiligt – wie in der Ende des 17. Jahrunderts entstandenen „Cinderella“-Version des Franzosen Charles Perrault, die Disney als Vorlage für den Zeichentricktrick-Klassiker von 1950 diente. Einerseits trabt Disneys Neuauflage zwar dem Märchen-Boom im Kino, und damit den Marktgelüsten, hinterher, andererseits kann der Film durch den völligen Verzicht auf Ironie und seinen Fokus auf humanistische Wertvorstellungen überzeugen.

Ella (Lily James, bekannt aus britischen Serie „Downton Abbey“) empfängt am Sterbebett ihrer Mutter die wichtigste Botschaft ihres Lebens: „Sei mutig und freundlich“. Als ihr innig geliebter Vater (Ben Chaplin) nach einigen Jahren der Trauer und Zurückgezogenheit den Entschluss fasst, wieder zu heiraten, ist Ella denn auch voller Freude und Zuversicht. Doch die neue Frau Lady Tremaine (Cate Blanchett) und die ihre verzogenen Töchter quälen die gutmütige Ella vom ersten Tag an. Ella muss auf dem staubigen Dachboden Quartier beziehen und erhält unter großem Gelächter ihrer Stief-Familie den erniedrigenden Spitznamen Cinderella. Als Ellas Vater völlig unerwartet während einer Geschäftsreise verstirbt, ist kein Halten mehr. Die Schikane wird unerträglich, das Geld geht aus, die Bediensteten verlassen das Anwesen, Ella muss die schwere Arbeit allein verrichten. Im Moment größter Verzweiflung begegnet ihr im Wald (wo auch sonst im Märchen) mit dem Prinzen (Richard Madden) ihr Seelenverwandter, ihre Rettung ...

Mit „Cinderella“ gehen opulent in Szene gesetzter Kitsch, der Glaube an den Traumprinzen und menschliche Größe durchaus humorvoll Hand in Hand. Wer das noch sehen will? Mädchen, Frauen, Romantiker, Stylisten und Weltverbesserer. Oder?

„Cinderella“ Previews Mi, 4.3., Cinemaxx Dammtor 20.15, Cinemaxx harburg 20.15, Cinemaxx Wandsbek 20.00, Karten ab 6,50, der Film startet am 12.3.