Diese Frau macht vor nichts Halt, und das ist ein Glück. Erika Stucky singt und jodelt, sie spielt Akkordeon, Keyboards und Geige, sie erfindet Musik auf Bässen und Zahnstochern. Was auch immer sie anfasst, macht sie ihrer musikalischen Performancekunst dienstbar – und erinnert durch ihre Bühnenpräsenz in jedem Moment daran, dass auch das Leben derer, die vor ihr sitzen, die Lizenz zum Außergewöhnlichen bereit hält. Fest entschlossen, sich in dieser Inkarnation nicht zu langweilen, begegnet Erika Stucky allem im Leben mit grundsätzlich schöpferischer Neugier.

Aufgewachsen in San Francisco und dort gründlich imprägniert mit dem Freigeist des Hippietums, lebt in Erika Stucky zugleich das Erbe ihrer Schweizer Vorfahren. So ist ihre Neigung zum Jodeln wohl eine Reverenz an die Volksmusik ihrer Herkunft, aber das Jodeln aus ihrer Kehle ist 100 Prozent Stucky. Zu ihren Live-Bands gehört verlässlich ein Tubaspieler, oft auch ein Posaunist. Im Trio, mit dem sie heute im Rahmen der Reihe „Women in Jazz“ im Nochtspeicher gastiert, bläst Marc Unternährer das große Blech, und mit Lucas Niggli begleitet sie einer der versiertesten Schlagzeuger der an Instrumental-Könnern verschwenderisch reichen Schweizer Jazzszene.

Die Mischung ist explosiv, lustig, erhellend. Dabei hat Stuckys Kunst nichts Auftrumpfendes, nichts Angestrengtes. Egal, ob sie Leadbellys Klassiker „Black Betty“ singt, „Helter Skelter“ von den Beatles oder einen ihrer vielen eigenen Songs: Sie spielt virtuos mit wechselnden Identitäten, und ihre Freude an der Unberechenbarkeit überträgt sich aufs Publikum.

Erika Stucky: „Bubbles & Bangs“ Mi 17.12., 20.30 Uhr, Nochtspeicher, Bernhard-Nocht-Straße 69, Tickets 17 Euro im Vorverkauf, an der Abendkasse 20 Euro