Der Sonntag ist für gut zehn Millionen Deutsche allwöchentlich Krimitag. Und ob im Fernsehen beim „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ oder aber beim Lesen unzähliger Kriminalromane – die Lust am Verbrechen und deren Aufklärung scheint ungebrochen. Das gilt auch für das Imperial-Theater, „Hamburgs blutigste Bühne“ und inzwischen auch Deutschlands größtes Krimitheater.

Am Anfang der Reeperbahn laufen nicht nur Edgar-Wallace-Klassiker oder derzeit „Jerry Cotton“ wie eine Leiche zum Dessert, auch der Impro-Krimi scheint nicht totzukriegen. Mehr noch: Seit die Hamburger Improvisationstheatergruppe Steife Brise im Jahr 2009 außer mit ihrer Gameshow „Improslam“ einmal pro Monat mittwochs dort auch mit „Morden im Norden“ gastiert, ist die Kriminachfrage derart gewachsen, dass von diesem Dezember an jeweils am Dienstag und Mittwoch spontan mitgerätselt werden darf.

„Das erfreut und überrascht uns selbst ein bisschen“, sagt Steife-Brise-Mitglied Knut Kalbertodt. Der Schauspieler hat das Format mit Partnerin Verena Lohner nach Hamburg gebracht und mit dem Ensemble auf hiesige Gegebenheiten angepasst. Wie immer beim Improtheater geben die Zuschauer mit ihren Einfällen das Geschehen vor, statten die Figuren der jeweils vier Mimen auf Zuruf aus, legen Tatorte wie etwa Elbbrücken oder S-Bahn sowie die Todesart fest. Wenn es heißt „Stirb!“, wird die Leiche hernach zum Ermittler, derweil die anderen drei Mitwirkenden die letzten 24 Stunden des Ermordeten nachspielen. Einer der drei erhält in einem Umschlag den Hinweis „Schuldig“.

Obwohl Kalbertodt und Co. das Format als Langforrm – so etwas wie die Königsdisziplin des Improtheaters – konzipiert haben, häufen sich zwischendurch die Gags, und die Beweisführung gerät schon mal zur Farce. Etabliert hat sich im Krimi die Rubrik „Olle Petze“ vom „Zweiten Deutschen Denunzianten Fernsehen“ (ZDF). Und der jeweilige Begleitmusiker dient nicht nur der Untermalung und Inspiration der Szenen, sondern Kommissar oder Kommissarin als Gesprächspartner in der Eckkneipe.

Auch Kalbertodt hat mehrmals den Ermittler geben müssen – unter dem Namen Gerd Schlagheck. Durchaus bestimmt sagt der Improschauspieler: „Der Tatort macht uns heute im Internet und bei Twitter das nach, womit wir vor mehr als fünf Jahren auf der Bühne angefangen haben.“ Das Interaktive nämlich, das Mitraten, wer der Täter sein könnte. Wie immer aber gibt es im Imperial auch heute und morgen einen Publikumspreis zu gewinnen: ein italienisches Abendessen für zwei – eine Flasche Wein und eine Dose Ravioli ...

Morden im Norden Di 9./Mi 10.12., jeweils 20 Uhr, Imperial Theater, Reeperbahn 5, Karten zu 19, ermäßigt 15 Euro unter T. 31 31 14