„Der Begriff Chanson ist immer so mit Nostalgie verbunden“, hat Tim Fischer im Frühjahr im Abendblatt-Gespräch gesagt. Der Sänger, Entertainer und Schauspieler steht indes nicht für das Gestrige, sondern für eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Und die zeigt sich anno 2014 in „Geliebte Lieder“. Kaum zu glauben, aber wahr: Mit dem Tourprogramm, das Fischer am heutigen Montag noch mal in einer Zusatzshow im St.Pauli Theater präsentiert, feiert er bereits sein 25. Bühnenjubiläum.

„Pop-Chanson“ nennt Tim Fischer, dessen große Karriere als Chansonnier Ende der 80er-Jahre als androgyner Jüngling mit Damenbass bei der „Tresenshow“ im alten Schmidt Theater begonnen hatte, sein neues Werk. Um das auf CD zu pressen, ging er mit Peter Plate ins Studio, der kreativen Hälfte des frühen Berliner Popduos Rosenstolz. Ein Live-Abend mit Fischer aber ist noch immer ein ganz anderes, weil enorm vielfältiges Erlebnis. Er bleibt eine Art Chamäleon des Chansons und ist doch längst sein großer Star.

Dafür hat der 41-Jährige auch Lieder von hintergründig-anarchischen deutschen Gegenwartskabarettisten wie Rainald Grebe, Thomas Pigor, Cora Frost oder Martina Brandl neu interpretiert. Aber auch „Komm, großer schwarzer Vogel“ des österreichischen Liedermachers Ludwig Hirsch und Klassiker wie Zarah Leanders „Nur nicht aus Liebe weinen“ und die „Rinnsteinprinzessin“ von Rainer Bielfeldt fehlen nicht. Jenes Lied hatte der Pianist seinem damaligen Partner Fischer einst auf den zarten Leib geschrieben.

Inzwischen begleitet Bielfeldt ihn wieder auf Tournee, ebenso Thomas Keller an Saxofon und Akkordeon. Dazu die Stimme und das Charisma Fischers – mehr braucht es nicht für einen großen, deutschlandweit gefeierten Kleinkunstabend. Der Künstler drückt es so aus: „Ich spiele noch mit den Rollen, ich bin aber ich selbst.“

„Geliebte Lieder“ Mo 22.9., 20.00, St. Pauli Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29/30, Karten zu 16,80 bis 31,- unter T. 47 11 06 66; www.st-pauli-theater.de